Cubus übernimmt beliebten OLAP-Client von IBM

IBM hat den Sourcecode des OLAP-Clients Executive Viewer an Cubus verkauft. Damit kann diese nun weitere eigene Lösungen vermarkten.

IBM hat den Sourcecode des OLAP-Clients Executive Viewer an die Herrenberger Cubus AG verkauft. Damit kann diese nun weitere eigene Lösungen vermarkten und eine interessante Anwendungsdomäne für sich besetzen.

Ende 2012 hat Cubus eine eigene Version des Executive Viewers unter dem Namen cubus outperform EV Analytics auf den Markt gebracht. Möglich war diese schnelle Umsetzung nach dem Erwerb des Sourcecodes von IBM, da Cubus hierzulande den Executive Viewer bereit seit 1998 als OEM-Version vertreibt und über entsprechende Entwickler-Ressourcen verfügt. Im ersten Schritt wurde nun ein Rebranding vorgenommen sowie erste kleinere technische Verbesserungen umgesetzt. Laut Cubus-Vorstand Harald Matzke wolle man die Software aber in den kommenden Wochen noch weiter testen. Ausgangspunkt für die Weiterentwicklung ist die Version 10.1 des bisherigen IBM Executive Viewers, die man bereits hinsichtlich ihrer Sprachunterstützung angepasst habe. Ebenso sei das Repository identisch zum IBM-Produkt, sodass sich ein Release-Wechsel mit dem üblichen Aufwand bewerkstelligen lassen sollte.

Strategisch erweitert Cubus mit dem Zukauf seine bisher auf Planungswerkzeuge konzentrierte Produktstrategie in Richtung Self-Service-BI-Lösungen. Der Executive Viewer ist ein webbasiertes OLAP-Frontend, das vor allem Funktionen für Self-Service-Reporting und Ad-hoc-Analysen für OLAP-Datenbanken, insbesondere Oracle Essbase, Microsoft Analysis Services und IBM Cognos TM1 bietet. Das Cubus-Angebot adressiert damit ein Marktsegment, in dem sich derzeit nur wenige preiswerte OLAP-Clients finden und das zumindest von den genannten großen Softwareherstellern in den letzten Jahren weitgehend verlassen wurde. So hatte Microsoft das OLAP Analysetool ProClarity Analytics gekauft, diese dann aber nicht mehr weiterentwickelt. 

Dasselbe Schicksal ereilte „Cognos PowerPlay“, ebenfalls ein leistungsfähiger OLAP-Client, der ohne direkten Nachfolger im Sortiment von IBM Cognos geblieben ist. Stattdessen setzt IBM heute auf Analysefunktionen in „IBM Cognos 10 Enterprise“, kann aber keine zum Executive Viewer vergleichbare OLAP-Frontend-Funktionen aufweisen. Punkten könnte Cubus außerdem bei Nutzern von Oracle Essbase. Der ursprünglich vom Hersteller Hyperion stammende OLAP-Server wechselte mit dem Kauf Hyperions zu Oracle und wird dort auch weiterentwickelt, insbesondere als Basis der Planungsanwendung. Oracle Essbase verfügt aber bis heute über kein entsprechendes Analyse-Frontend.

Neben Kunden der großen Anbieter will Cubus natürlich auch bisherige Anwender des Executive Viewers ansprechen und hofft, dass diese mit der Zeit auf cubus outperform EV Analytics wechseln. Daher wird es laut Matzke auch ein Lizenzmodell für solche Kunden geben, die nur die Funktionalität des bisherigen Executive Viewers benötigen, und nicht den Gesamtumfang für Planung, Scorecard und Projektcontrolling des Produktes cubus outperform (getestet in der BARC-Studie Planungswerkzeuge).

Aus unserer Sicht ist diese Übernahme ein interessanter und richtiger Schritt für Cubus sich breiter aufzustellen. Auch für die Kunden des Executive Vierwers ergibt sich wieder eine Perspektive. Zudem füllt Cubus damit eine Lücke im Markt, die sicherlich ausreichend groß für eine erfolgreiche Positionierung und damit Weiterentwicklung ist.

Über den Autor

Dr. Carsten Bange ist geschäftsführender Gesellschafter des Business Application Research Centers (BARC). Er ist seit mehr als 10 Jahren für nationale und internationale Unternehmen verschiedenster Branchen und Größen im Rahmen der Strategie- und Architekturberatung, Werkzeugauswahl und Qualitätssicherung in Business-Intelligence- und Datenmanagement-Projekten tätig. Als neutraler Beobachter des Softwaremarktes ist er ein häufiger Redner bei Tagungen und Seminaren sowie Autor zahlreicher Fachpublikationen und Marktstudien.

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