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Corona verändert die Ausgaben für Netzwerke

Die Coronapandemie beeinflusst die Ausgaben für Unternehmensnetzwerke. Da der LAN-Verkehr in der Zentrale sinkt, stellen Firmen mehr Geld für Mitarbeiter im Home-Office bereit.

Die Kombination aus beschleunigter digitaler Transformation, der Verlagerung des Netzwerkverkehrs und den wirtschaftlichen Verwerfungen als Folge der COVID-19-Pandemie haben zusammengenommen die Netzwerklandschaft und die Branche verändert.

Viele Firmen setzen als Reaktion auf diese Marktkräfte sowohl bei der Bereitstellung von Anwendungen als auch beim Bezug von Computing-Ressourcen zunehmend auf die Cloud. Diese Verlagerung erhöhte den Bedarf an direktem Internetzugang und führte zu niedrigeren Investitionen in Rechenzentren. Gleichzeitig hat die schnelle Einführung der Arbeit im Home-Office die Verkehrsmuster in den Netzwerken verändert – weg von der Zentrale (Campus) und den einzelnen Standorten hin zu Internetdiensten von Zuhause aus.

Obwohl die Kräfte, die den gegenwärtigen wirtschaftlichen Abschwung antreiben, in ihrer Wirkung ungleichmäßig sind, ist klar, dass die am stärksten betroffenen Branchen wie der Einzelhandel, Hotels, Gaststätten und der Reisesektor ihre IT- und Netzwerkausgaben kürzen werden.

Um besser zu verstehen, wie der Markt umgestaltet wird, untersuchte Doyle Research die Netzwerkausgaben von Unternehmen und Service Providern. Die Analyse schloss große Cloud-Anbieter wie AWS und Microsoft Azure weitgehend aus, die weiterhin ein starkes Wachstum verzeichnen und andere Anforderungen an das Netzwerk stellen als die meisten Unternehmen.

Die Netzwerkausgaben im Überblick

Jedes Jahr investieren große, mittlere und kleine Unternehmen inklusive Behörden weltweit mehr als 50 Milliarden US-Dollar in Hardware und Software für Netzwerk und Netzwerksicherheit. Das größte Segment der Netzwerkausgaben ist Ethernet-Switching mit mehr als 20 Milliarden US-Dollar, gefolgt von Netzwerksicherheit mit mehr als 14 Milliarden US-Dollar, WLAN mit mehr als fünf Milliarden US-Dollar sowie Routing und SD-WAN mit fünf Milliarden US-Dollar.

Cisco ist in diesem Sektor bei Weitem der größte Anbieter von Netzwerkausrüstung, vor allem außerhalb Chinas, gefolgt unter anderen von HPE/Aruba, Extreme Networks, Juniper Networks und Arista Networks.

Communications Service Provider (CSP) wie Telekommunikations-, Kabel- und Satellitenbetreiber geben jährlich über 80 Milliarden US-Dollar für Netzwerkhardware und -software aus, darunter 4G/5G-Mobilfunk sowohl für Edge- als auch für Core-Netzwerke, optische Systeme, Routing, Switching und Netzwerksicherheit. In diesem Umfeld sind Ciena, Cisco, Ericsson, Huawei, Juniper, Samsung, Nokia und ZTE die größten Anbieter.

Abbildung 1: Die Auswirkungen von COVID-19 auf die Netzwerkausgaben.
Abbildung 1: Die Auswirkungen von COVID-19 auf die Netzwerkausgaben.

Ausgaben für Netzwerke in Rechenzentren

Die Netzwerke in Rechenzentren machen etwa 40 Prozent der Ausgaben für Unternehmensnetzwerke aus und wurden in den letzten Jahren vor allem in puncto Geschwindigkeit erheblich aufgerüstet: 10 GbE, 25 GbE, 100 GbE. Große Unternehmen mit älteren Legacy-Anwendungen sowie neuen Anwendungen aus der Private Cloud werden weiterhin in diesen Sektor investieren, aber wegen des Wechsels zu IaaS- und SaaS-Cloud-Plattformen werden einige Firmen ihre Netzwerke in den Rechenzentren aufrüsten.

Führende Technologietreiber im Rechenzentrumssektor sind Hochgeschwindigkeits-Ethernet-Switches und Netzwerksicherheit. Unternehmen, die auf Microservices-Architekturen migrieren, die in Containern laufen, werden neue Mesh-Implementierungen vorantreiben. Führende Anbieter für Netzwerke in Rechenzentren sind Arista, Cisco, Extreme, F5 Networks, HPE/Aruba, Juniper und Palo Alto Networks.

Ausgaben für Campus-LANs

Im Enterprise-Segment nimmt das Campus-LAN einen großen Prozentsatz der Ausgaben für Ethernet-Switches und Wi-Fi ein. Die Auswirkungen der Pandemie dürften bei den Ausgaben für Campus-LANs erheblich sein.

Einer Studie des ifo-Instituts zufolge werden 47 Prozent der Unternehmen das Home-Office-Angebot dauerhaft hochfahren. Bei 40 Prozent der Befragten der IT-Prioritäten-Umfrage von TechTarget haben Investitionen in Fernarbeit hohe Priorität.

Da künftig ein beträchtlicher Teil der Angestellten bei vielen Unternehmen zumindest zeitweise weiterhin von Zuhause aus arbeiten wird, ist davon auszugehen, dass sich der Datenverkehr im Campus-Netzwerk der Firmenzentrale dauerhaft reduziert.

Die IT-Teams werden ihre Budgets für Netzwerke dementsprechend zur Finanzierung kritischer und unmittelbarer Bedürfnisse umverteilen und daher wohl Upgrades im Campus-Netzwerk nach hinten verschieben. Wenn die Arbeit mobiler wird, werden viele Unternehmen feststellen, dass der Aufbau von dualen kabelgebundenen und drahtlosen Netzwerken nicht mehr notwendig ist. Infolgedessen erwartet Doyle Research, dass die Ausgaben für Campus-Ethernet-Switches insbesondere in den USA in den nächsten beiden Jahren deutlich sinken werden.

Ausgaben für Netzwerke an den Standorten und SD-WAN

Die Netzwerke an den Standorten waren in den letzten Jahren der Treiber schlechthin für das schnelle Wachstum von SD-WAN. Sie stehen auch für etwa 20 Prozent der Umsätze für Ethernet-Switches, WLAN und Netzwerksicherheit. Die Ausgaben für SD-WAN blieben in der ersten Hälfte des Jahres 2020 stark, während die Routing-Verkäufe entsprechend zurückgingen.

Die Menge der am stärksten von der Pandemie betroffenen Branchen ist nicht zu unterschätzen, darunter das Hotel- und Gaststättengewerbe, der Einzelhandel und die Reisebranche. Daher könnten einige Firmen auf die Aufrüstung der IT-Infrastruktur ihrer Zweigstellen zur Unterstützung von SD-WAN verzichten. Zu den führenden Anbietern von Netzwerken für Strandorte gehören Cisco, Extreme Networks, Fortinet, HPE/Aruba/Silver Peak, Palo Alto und VMware.

Ausgaben für Telekommunikation und 5G

Die Nachfrage nach hochwertigen Breitbanddiensten für Privathaushalte hat den Datenverkehr im Kern-Internet um 25 Prozent erhöht. Die Mobilfunkbetreiber rüsten ihre Netze weiter auf 5G auf, insbesondere im Segment der Funkzugangsnetze (RAN, Radio Access Network).

Doyle Research rechnet mit einem leichten Rückgang der Investitionsausgaben in diesem Sektor, da viele CSPs nach Technologien suchen, die mehr Bandbreite zu niedrigeren Kosten bieten als die bisherige TK-Ausrüstung.

Ein bedeutender Teil der Angestellten wird bei vielen Organisationen weiterhin von Zuhause aus arbeiten, so dass die Reduzierung des Datenverkehrs im Campus-Netzwerk dauerhaft sein wird.

Die Analysten sehen zum Beispiel ein wachsendes Interesse an OpenRAN, das eine Vielzahl von Services aufnehmen kann, die auf White Box Switches und Servern laufen. CSPs werden auch neue konvergente Ansätze aus optischen Systemen und Routing-Diensten sowie Software-Routing-Ansätze evaluieren, wie sie etwa von Volta Networks und DriveNets vermarktet werden.

Ausgaben für Heimnetzwerke

Das Heimnetzwerk, das sich auf WLAN, VPN und Breitbanddienste stützt, macht traditionell nur einen relativ kleinen Teil der IT aus. Die Pandemie führte jedoch zu einem massiven Anstieg der Zahl der Vollzeitbeschäftigten im Home-Office.

Das Gros der Firmen hat daher die Investitionen in Richtung Heimnetzwerke verlagert. Sie subventionierten den Breitbandzugang, die Aufrüstung von VPNs und die Anschaffung von PCs, Geräten und anderen Einrichtungsgegenständen für die Ausstattung der Büros der Mitarbeiter.

Im Laufe der Zeit werden VPNs durch Zero Trust Network Access (ZTNA) ersetzt oder ergänzt werden. Da die Ausgaben für Heimnetzwerke weiter steigen, wird auch die Nachfrage nach WLAN, SD-WAN und ZTNA in Unternehmensqualität weiter wachsen.

Die Coronapandemie hat wahrscheinlich die Netzwerkumgebung von Unternehmen dauerhaft verändert, da viele Firmen auf Remote-Konnektivität umstellen und eine größere Zahl von Anwendungen in die Cloud migrieren.

Als Folge werden sich die Gesamtausgaben für Unternehmensnetzwerke ändern. Firmen in den am stärksten von COVID-19 betroffenen Sektoren wie Reise- und Gastgewerbe werden ihre Ausgaben für Standorte und Netzwerke neu bewerten müssen. Doyle Research erwartet, dass die Ausgaben für Campusnetzwerke deutlich sinken werden, während Unternehmen in Technologien investieren, die Heimnetzwerke sicher und zuverlässig gestalten.

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