Cloud Foundry am Scheideweg: Wohin geht die Reise?
Die Cloud Foundry Foundation steht am Scheideweg: technologische Herausforderungen, aber auch Akzeptanzprobleme verunsichern bestehende und neue Anwender.
Auf dem Summit 2019 in Den Haag kündigte die Cloud Foundry Foundation verschiedene Updates der Plattform an. So wurde zum Beispiel die von SUSE betreute Open-Source-Benutzerschnittstelle Stratos von einem Inkubationsprojekt zu einem Kernprojekt heraufgestuft.
Das Projekt Quarks befindet sich nun in der Betaphase und steht Cloud-Foundry-Anwendern für erste Testversuche zur Verfügung. Und die aktualisierte Cloud Foundry Certified Developer Prüfung ist ab sofort in Version 2.0 verfügbar und kann online absolviert werden. Die Prüfungsinhalte spiegeln die neuesten Features der Cloud-Foundry-Plattform wider und sind auf Entwickler zugeschnitten, die Cloud Foundry täglich für ihre Arbeit verwenden.
„Die Cloud Foundry Foundation möchte, dass sich die Entwickler uneingeschränkt auf das konzentrieren können, was für sie am wichtigsten ist: Applikationen entwickeln und codieren“, sagte Abby Kearns, Executive Director der Cloud Foundry Foundation, in ihrer Keynote. „Unser Summit stellt die Entwickler in den Mittelpunkt, in dem sie ihre Erfahrungen mit der europäischen Community austauschen können.“
Weniger Teilnehmer – mehr Anwender
Die vor vier Jahren ins Leben gerufene Cloud Foundry Foundation kämpft allerdings gegen einige Probleme an: Bestandskunden wollen ihre Anwendungen konsolidieren und wünschen sich wenig Veränderungen. Doch um neue Anwender zu gewinnen, muss das Angebot an die technologischen Möglichkeiten angepasst werden.
Das zeigte sich auch auf dem Cloud Foundry Summit. Mit 711 Besuchern verzeichnete man in diesem Jahr einen Rückgang von rund 300 Teilnehmern gegenüber 2018 – obwohl die Zahl der Cloud-Foundry-Anwender deutlich angestiegen ist. Laut einer eigenen Studie wurde die Plattform 2017 nur von 24 Prozent der befragten Unternehmen genutzt, Im Jahr 2019 sind es 45 Prozent. Vor allem bei Großunternehmen erfreut sich die Cloud-Foundry-Plattform großer Beliebtheit: die Hälfte der Fortune 500 arbeitet damit.
Ein Blick zurück, um die Zukunft zu verstehen
Am deutlichsten treten die Herausforderungen beim gegenwärtigen Schwenk in Richtung Kubernetes auf. Zur Erinnerung: Cloud Foundry wurde ursprünglich gegründet, um eine Open-Source-Plattform zu schaffen, die als Platform as a Service (PaaS) die Softwareentwicklung beschleunigt. Zu diesem Zeitpunkt prägten Heroku und Google das Angebot, Anwender befürchteten einen Vendor Lock-in.
Vor allem VMware pushte diese Entwicklung, um darüber den Einsatz von virtuellen Maschinen (VMs) zu fördern. Das funktionierte auch – jedoch nur solange, bis Containertechnologien auf den Markt kamen. Diese waren schneller, kleiner und benötigten wesentlich weniger Speicherplatz. Das erkannte auch die Foundation und präsentierte ein eigenes Containerformat unter dem Namen Garden, sowie die Orchestrierungssoftware Diego.
Beides konnte sich am Markt nicht durchsetzen. Stattdessen setzten sich Docker und Kubernetes durch. Inzwischen unterstützt Cloud Foundry auch Docker- und Kubernetes-native Anwendungen und setzt damit auf eine zweigleisige Angebotsstruktur: Garden und Diego für bestehende Anwender – Docker und Kubernetes für neue Benutzer.
„Mit dem Fokus auf Kubernetes ist die Cloud-Foundry-Plattform praktisch irrelevant geworden und muss sich nur noch um die Pflege der bestehenden Anwender kümmern“, sagt Krishnan Subramanian, Analyst bei Rishidot.
Eine besondere Brisanz erhält die neue Konstellation dadurch, dass der größte Unterstützer der Cloud-Foundry-Plattform – Pivotal – jüngst von VMware übernommen wurde. VMWare sieht seine Zukunft ebenfalls im Kubernetes-Umfeld und hat angekündigt, auf Kubernetes-native Technologie umzustellen.
Unter dem Projektnamen Pacific wird unter anderem die vSphere-Plattform auf Kubernetes-native Technologie ausgerichtet. „Kubernetes hat das Potenzial, eine ähnlich bedeutende IT-Technologie zu werden, wie einst Virtualisierung oder Java“, sagte VMware CEO Pat Gelsinger jüngst auf einer Kundenveranstaltung in San Francisco.
Kostenlos oder gegen Gebühr?
Obwohl eine breitere Ausrichtung auf Kubernetes positiv zu bewerten ist, muss man zwischen Open Source und proprietären Angeboten unterscheiden. Auf die Frage, welche Strategie hinter der Neuausrichtung auf Kubernetes steht, gab Gelsinger zu, dass man „mehr vSphere verkaufen“ will. Damit fügt sich VMware in die Reihe der Kubernetes-Anbieter, indem man die Open-Source-Software als Basis für proprietäre Lösungen verwendet.
Auch SUSE zielt mit Caas Platform 4 sowie SUSE Cloud Application Platform 1.5 in diese Richtung. „Kubernetes ist eine Plattform, um darauf Plattformen zu etablieren“, sagt Brent Smithurst, Global Marketing Manager bei SUSE.
„Große Firmen benötigen ein zuverlässiges Release-Management und kontinuierliche Betreuung auch von älteren Versionen“, sagt er mit Blick darauf, dass Unternehmen auch bei Kubernetes in Zukunft einem kostenpflichtigen Angebot den Vorzug gegenüber der kostenlosen Open-Source-Software geben werden.