Technische Konvergenz
Technische Konvergenz ist ein Begriff, der die Abstraktionsebenen beschreibt, die es unterschiedlichen Technologien ermöglichen, effektiv als konvergentes System miteinander zusammenarbeiten zu können. Von einem praktischen Standpunkt aus gesehen, umfasst die technische Konvergenz zwei voneinander unabhängige Bereiche: technisches Design sowie Funktionalität. Beim technischen Design geht es primär um die Entwicklung der zugrundeliegenden Infrastruktur, die benötigt wird, um digitale Inhalte zu transportieren. Funktionalität bezieht sich dagegen etwa auf das Thema Benutzerfreundlichkeit, mit der ein Anwender auf den gleichen Inhalt auf verschiedenen Geräten zugreifen kann. Diese funktionalen Aspekte ergeben sich aus der Effizienz der technischen Entwicklung.
Als Teil der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung kann Konvergenz für wirtschaftliches Wachstum sorgen und zudem nachhaltig ändern, wie Menschen weltweit miteinander kommunizieren. Dadurch ergeben sich auch eine Reihe von Verbesserungen und Annehmlichkeiten bei zum Beispiel der Bedienung von Produkten. Auf der anderen Seite führt dieser Prozess jedoch auch zu neuen Gefahren, wenn es etwa um die Themen Cybersicherheit, Sicherheit persönlicher Daten, Identitätsdiebstahl und Terrorismus geht.
Konvergente Technologiefelder
Eine gute Möglichkeit, um die Bedeutung konvergenter Technologien bewerten zu können, ist ein Blick auf bereits früher erfolgte Innovationen. Produkte wie CD-Player, Kassettenrekorder, in Konsolen untergebrachte Fernseher oder verkabelte Telefone haben alle nur eine einzige Funktion erfüllt. Im Gegensatz dazu deckt ein einziges modernes Smartphone heute eine weit größere Zahl von Funktionen ab, sogar ohne, dass dafür Eingriffe durch den Anwender benötigt werden.
So werden zum Beispiel Menschen, die nur wenig Erfahrung mit Computern haben, viel eher auf das Internet oder Video on Demand zugreifen, wenn diese Technologien in ihre Fernseher integriert werden. Für viele ist der Fernseher ein bekanntes Produkt und deswegen nicht beängstigend. Außerdem sind die Bildschirme in der Regel groß und relativ leicht zu bedienen. Es ist deswegen meist nur eine kleine Hürde, sie auch für den Zugriff auf das Internet zu nutzen.
Im Gegensatz dazu sind PCs mehr Text-orientiert. Diese Tatsache ändern selbst ihre weit entwickelten, modernen grafischen Oberflächen nicht. Außerdem sind sie interaktiv, haben meist kleinere Displays und sind sowohl für geschäftliche als auch private Zwecke geeignet. Aus diesen Gründen sind sie für manche Anwender eine Herausforderung, die nur mit entsprechendem Einsatz zu meistern ist.
Die Verwendung eines Smartphones, um damit Anrufe zu tätigen und um Fotos zu machen oder das Surfen im Internet auf dem Fernseher, während eine Sendung läuft, sind zwei weitere Beispiele für diese technische Konvergenz.
Zusätzliche Beispiele sind das Internet of Things (IoT), per Bluetooth miteinander verbundene Geräte und leistungsfähige drahtlose Netze, mit denen sich intelligente Sensoren in Haushaltsprodukten, Autos, Thermostaten und ähnlichen im Alltag benötigten Geräten betreiben lassen.
Der Ursprung der technischen Konvergenz
Technische Konvergenz ist das Ergebnis disruptiver Prozesse, die bislang getrennt genutzte Bereiche der Telekommunikation, IT und Mediennutzung miteinander verknüpfen. Diese stammen oft noch aus einer Zeit, in der es noch keine nahezu überall verfügbaren mobilen Funknetze gab. Damals betrieben die großen Telekommunikationsanbieter noch vor allem kabelgestützte Netze.
Die ersten mobilen Telefone wurden in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf den Markt gebracht. Mit ihnen war es erstmals möglich, unterwegs ohne großen Aufwand Telefonanrufe zu tätigen. Erst später kamen Smartphones dazu, die unterschiedliche Funktionen innerhalb eines einzigen Interfaces ermöglicht haben. Dazu zählen unter anderem Spielen, Musik hören, E-Mails lesen und das Versenden von SMS-Nachrichten. Zusätzlich zu ihren multimedialen Fähigkeiten ermöglichen Smartphones heutzutage auch den Empfang von GPS-Signalen. Dadurch wurden neue ortsbezogene Dienste möglich, mit denen sich etwa Werbung effizienter ausspielen lässt.
Die zunehmende Nutzung des Internets in der gesamten Wirtschaft hat ebenfalls für Veränderungen bei den TK-Anbietern gesorgt. Das führte zu einer Konvergenz in den von ihnen bereitgestellten Netzwerken. Mittlerweile können Daten sowie Video- und Voice-Signale über ein einziges Netzwerk gesendet und empfangen werden. Provider, die früher nur Sprachdienste anbieten konnten, haben nun Pakete aus Kabel-TV, Voice sowie einen Zugang zum Internet im Programm, die für eine monatliche Rate zusammen genutzt werden können.
Beispiele für die technische Konvergenz
Aber nicht nur im Bereich der Telekommunikation und bei der Nutzung von Medien kommt es zu einer technischen Konvergenz. Auch andere traditionelle Wirtschaftsbereiche sind zunehmend betroffen. So hatten ursprünglich nur wenige Zeitungen und andere gedruckte Erzeugnisse eine kleine oder sogar gar keine Präsenz im Internet. Im Laufe der Zeit haben aber nahezu alle Nachrichtenagenturen erkannt, wie wichtig die Integration neuer Techniken ist, um etwa Live-Inhalte anbieten zu können oder um die Reichweite ihrer Werbepartner zu erhöhen.
Konvergente Technologien haben auch die Entwicklung von Anwendungen für soziale Netze befeuert, mit denen Inhalte in großem Umfang über Online-Plattformen geteilt werden können. Praktisch jeder große Verlag hat sich außerdem dazu entscheiden, den DevOps-Ansatz zu nutzen, um eigene markenbezogene Anwendungen zu erstellen. Mit ihnen ist es etwa möglich, direkt mit den Autoren eines Beitrags oder auch mit anderen Lesern Kontakt aufzunehmen, den Facebook-Auftritt des Verlags zu besuchen, Twitter-Nachrichten zu lesen oder einen Chatroom zu nutzen.
Elektrische Fahrzeuge belegen ebenfalls die zunehmend verwischten Linien zwischen bislang getrennten Technologien. Weil diese Autos mit alternativen Energiequellen betrieben werden, müssen sie sich immer wieder mit einem eng verknüpften elektrischen Netz verbinden. Gleichzeitig nehmen sie fortwährend Kontakt mit dem Internet auf und sammeln, analysieren und übertragen Daten.
Dazu kommt nun auch noch die künstliche Intelligenz (KI). Mit ihr wird unter anderem versucht, menschliches Verhalten zu simulieren und auf Computer zu übertragen. So sind etwa Chatbots entstanden. Dabei handelt es sich um spezielle Software-Tools, die Machine Learning nutzen, um möglichst exakt menschliche Sprache nachzubilden. Sie übernehmen in vielen Unternehmen mittlerweile schon die Beantwortung von einfachen Anfragen an den Support oder Kundendienst. Dazu kommen KI-fähige Chatbots wie Alexa von Amazon, Siri von Apple oder der Google Assistent und Cortana von Microsoft. KI, die Blockchain und IoT-Techniken werden zudem zunehmend genutzt, um eine fälschungssichere Umgebung für finanzielle Transaktionen zu schaffen.
Die technische Konvergenz ermöglicht beispielsweise auch der Filmindustrie ihre Kosten zu senken und immer aufwändigere Effekte mit Hilfe der digitalen Produktion in ihre Erzeugnisse zu integrieren. Auf der anderen Seite ist jeglicher digitaler Content aber auch durch Raubkopierer gefährdet, die illegal Inhalte kopieren und verbreiten. Es ist deswegen sogar möglich, dass die Einnahmen der Hersteller sinken, da immer mehr Nutzer sich für das Streamen von Filmen entscheiden und weniger häufig in die Kinos gehen.
Auch die Betreiber von Rechenzentren interessieren sich in steigendem Maße für konvergente (CI) oder hyperkonvergente Infrastrukturen (HCI). CI ermöglicht eine Rack-weise Bestellung und Verteilung von Kapazitäten für Rechenleistung, Netzwerke, Server und Storage. HCI verpackt alle diese Komponenten dagegen in einzelne, vergleichsweise handliche Appliances.
Nachteile der konvergenten Technologien
Trotz aller Vorteile, haben konvergente Technologien aber auch teilweise gravierende Nachteile. So müssen etwa die TK-Anbieter aufgrund der hohen Komplexität beim Angebot von Internet-, Video- und Voice-Diensten erhebliche Investitionen in Rechenleistung, Netzwerke, Sicherheitsmaßnahmen und in die Weiterentwicklung ihrer Anwendungen tätigen. Diese Kosten werden dann in der Regel in Form höherer Gebühren auf die Nutzer abgewälzt.
Dazu kommt, dass viele TK-Anbieter auch in einer hoch-regulierten Umgebung ihre Netze nur widerstrebend für die Konkurrenten öffnen. Auf diese Weise entstehen jedoch Hürden für kleinere Unternehmen, neue Innovationen auf den Markt zu bringen. Diese Situation hat in Europa und den USA zu Diskussionen über die sogenannte Netzneutralität geführt. Mit diesem Konzept aus den frühen Zeiten des Internets soll verhindert werden, dass TK-Anbieter ihre eigenen Services gegenüber denen ihrer Konkurrenten bevorzugen. In Nordamerika hat die Trump-Administration dort bisher geltende Regelungen zur Netzneutralität jedoch im Jahr 2018 trotz erheblicher Proteste abgeschafft.
Aus Sicht der Nutzer spielt insbesondere der Formfaktor eine besondere Rolle bei der Bewertung der Effizienz einer konvergenten Technologie. So macht es beispielsweise einen Unterschied, ob Anwender eine Webseite auf dem Smartphone öffnen oder auf dem Desktop-PC.
Noch wichtiger sind die Auswirkungen auf die Sammlung von Daten, die aufgrund der konvergenten Technologien heutzutage möglich sind. Die einzelnen Nutzer können überhaupt nicht mehr erfassen, was alles gesammelt und analysiert wird, um ein personalisiertes Profil über sie zu erstellen. Tragbare Geräte, die sogenannten Wearables, und andere Mobilgeräte sowie immer wieder zu beobachtende Fehler bei ihrer Absicherung haben die Angriffsflächen erheblich erweitert. Cyberangreifer können dies ausnutzen, um personenbezogene Daten zu stehlen.
In der europäischen Union (EU) sorgt immerhin die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) für einen umfassenden Schutz der personenbezogenen Daten von EU-Bürgern. Das hat mittlerweile sogar in den USA zu einer Diskussion geführt, ob dort nicht ähnliche Regelungen eingeführt werden sollten.