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Ist Netzwerkautomatisierung wirklich notwendig?

Automatisierung ist keine Patentlösung für jedes Netzwerkproblem. Unternehmen müssen die Anforderungen an ihr Netzwerk untersuchen, um festzustellen, ob sich die Investition lohnt.

Netzwerkautomatisierung wird von Unternehmen, Anbietern und Netzwerkprofis gleichermaßen als eine Notwendigkeit angesehen. Die Wahrheit ist jedoch, dass nicht jeder Netzwerkautomatisierung wirklich braucht.

Früher begegneten Fachleute der Automatisierung mit Unbehagen, da sie befürchteten, die Technologie würde ihre Arbeit ersetzen. Diese Bedenken wandelten sich schließlich in Akzeptanz, nachdem sich herausstellte, dass Automatisierung ihre Aufgaben unterstützt und nicht ersetzt. Jetzt stellen aber einige Netzwerkprofis infrage, ob wirklich alle Unternehmen Netzwerkautomatisierung benötigen, wie in einer Podiumsdiskussion mit dem Podcast On-Premise IT erörtert wurde.

Unternehmen können Automatisierung nicht als Patentrezept für jedes Netzwerkproblem verwenden. Vor der Einführung von Automatisierung müssen Netzwerkteams herausfinden, welche Probleme dadurch lösen lassen. Sie müssen außerdem eine Kosten-Nutzen-Analyse für die Implementierung erstellen.

Die Bandbreite der Automatisierung

Die Implementierung von Netzwerkautomatisierung ist nicht so einfach wie das Umlegen eines Schalters. Die Automatisierung aller Komponenten eines Netzwerks ist selten eine kluge Entscheidung. Im Podcast erklärt der Netzwerkarchitekt Jake Khoun, dass eine vollständige Automatisierung dazu führen kann, dass IT-Abteilungen unterbesetzt und überlastet sind und bestehende Netzwerke nicht mehr warten können.

"Man muss das Gleichgewicht wahren und es strategisch einsetzen", so Khoun.

Um dieses Gleichgewicht zu finden, muss man verstehen, was Automatisierung ist und was nicht. Tim Bertino, ein Solutions Engineer bei Cisco und Co-Moderator des Podcasts The Art of Network Engineering, rät Netzwerkprofis, bei der Automatisierung die folgenden drei Dinge zu beachten:

  1. Abstraktion
  2. Orchestrierung
  3. Automatisierung

Sowohl Abstrahierung als auch Orchestrierung können Elemente der Automatisierung enthalten. Zum Beispiel kann die Automatisierung mehrere orchestrierte Aufgaben verbinden, "echte Automatisierung", wie Bertino es nennt.

Die Automatisierung bei der Abstrahierung kann sich als ähnlich vorteilhaft erweisen, insbesondere bei der Einhaltung von Netzwerk-Compliance-Standards, so die Diskussionsteilnehmer. Ingenieure können Zeit sparen, wenn sie relativ einfache Konfigurationsaufgaben über Hunderte von Geräten hinweg automatisieren. Die Automatisierung auf Abstraktionsebene ermöglicht auch eine flexible Plattform, fügt Khoun hinzu. Netzwerke können dann tägliche Aufgaben ohne Herstellereinschränkungen durchführen.

"Wenn Sie automatisieren wollen", sagt Khoun, "dann automatisieren Sie auf einer Abstraktionsebene".

Löst die Netzwerkautomatisierung Probleme?

Vor der Entwicklung oder dem Kauf von Lösungen zur Netzwerkautomatisierung müssen sich die IT-Teams der Probleme in ihren Netzwerken bewusst sein. Eines der Ziele der Automatisierung ist es, menschliche Fehler aus dem Netzwerkbetrieb zu entfernen. Ohne vorherige Überprüfung des Netzwerks riskieren die Netzwerktechniker, bestehende, unerkannte Probleme aufrechtzuerhalten, so die Diskussionsteilnehmer. Dies kann zu einer überflüssigen Automatisierung führen, die das Netzwerk verkompliziert, anstatt es effizienter zu machen.

"Man muss ein Problem haben, das nach einer Lösung sucht, und nicht eine Lösung, die nach einem Problem sucht", erklärt Bertino.

Unternehmen sollten das anfängliche Netzwerkdesign nicht vernachlässigen. Nach Ansicht der Diskussionsteilnehmer sind viele Probleme in einem Netzwerk das Ergebnis von behebbaren Fehlern. In diesen Fällen wird die Automatisierung die Probleme im Netzwerk nicht lösen, sondern eher zu einem schnelleren Ausfall des Netzwerks führen. Die Behebung schlechter Praktiken könnte diese Probleme beheben und die Automatisierung überflüssig machen.

Das Beseitigen ungünstiger Verfahrensweisen ist auch kosteneffizient. Die Entwicklung von Automatisierungs-Tools ermöglicht es den Mitarbeitern, ihre spezifischen Probleme im Netzwerk zu erkennen. Dies könnte jedoch eine Verschwendung von Zeit, Geld und Ressourcen sein, so Khoun. Unternehmen riskieren, Ressourcen in eine Automatisierungslösung zu investieren, mit der nur die derzeitigen Mitarbeiter vertraut sind und neue Techniker nicht wissen, wie sie sie unterstützen können. Darüber hinaus können unternehmensinterne Automatisierungsplattformen nur einen Bruchteil der Probleme im Netzwerk lösen und andere verschlimmern.

Auch der Kauf von Automatisierungsplattformen von Anbietern und deren Integration in Unternehmensnetzwerke ist möglicherweise nicht die richtige Strategie. Anbieterplattformen sind nicht annähernd so anpassungsfähig und arbeiten am besten mit anderen Produkten desselben Anbieters zusammen. So besteht die Gefahr, dass Herstellerprotokolle die Automatisierungsmöglichkeiten einschränken.

Selbst wenn IT-Teams schlechte Praktiken beseitigen und feststellen, dass das inhärente Netzwerkdesign solide ist, können die Probleme fortbestehen. Dennoch haben Unternehmen ihre Zeit nicht mit dem Versuch verschwendet, schlechte Methoden auszubessern oder das Netzwerk neu zu konfigurieren. Manchmal sind eine Umstrukturierung und Änderung der Netzwerkprozesse für die Integration der Automatisierung erforderlich, so Tom Hollingsworth, Moderator des Podcasts On-Premise IT.

Probleme bei der Umsetzung von Richtlinien, Plänen oder Entwürfen sind Bereiche, in denen Netzwerkingenieure das Potenzial für eine Automatisierung bewerten sollten. Automatisierungs-Tools können auf die wichtigsten Probleme abzielen und die Arbeitslast des IT-Teams und die Fehler im Netzwerk verringern. Die Netzwerkadmins können sich dann um die schwierigeren, komplexeren Probleme im Netzwerk kümmern.

Feststellen, ob Automatisierung notwendig ist

Nochmals: Es gibt Netzwerkprobleme, die durch Automatisierung nicht nur nicht gelöst, sondern sogar noch verschlimmert werden können. IT-Teams müssen Automatisierung dort einführen, wo sie sinnvoll ist. Andernfalls führt die Automatisierung nur dazu, dass die Arbeitsbelastung der Netzwerkverantwortlichen zunimmt. Um herauszufinden, ob Automatisierung das Richtige für sie ist, empfehlen die Diskussionsteilnehmer den Unternehmen, sich die folgenden Fragen zu stellen:

  • Welche Probleme müssen gelöst werden, und wer muss sie lösen?
  • Wie hoch ist das Qualifikationsniveau der IT-Teams?
  • Kostet es mehr Zeit, Geld und Ressourcen, qualifizierte Techniker für die Automatisierung einzustellen oder vorhandene Mitarbeiter zu schulen?
  • Müssen die IT-Teams etwas automatisieren?
  • Wie eng ist die Tätigkeit des Netzwerks mit der Art und Weise verknüpft, wie das Unternehmen Geld verdient? Wie eng ist der Betrieb des Netzwerks mit dem verknüpft, wofür die Mitarbeiter bezahlt werden?
  • Ist das Netzwerk ein Hindernis für den Betrieb? Müssen die Verwaltungsteams auf den Aufbau und die Konfiguration des Netzwerks warten, bevor sie ihre Aufgaben erledigen können?

 

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