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Cisco mit Cloud-Return-Strategie für europäische Kunden

Mit der Sovereign Critical Infrastructure will Cisco den Bedarf europäischer Kunden adressieren: ein anpassbares Air-Gap-Portfolio für lokale Kontrolle, Datenhoheit und Compliance.

Angesichts der aktuellen politischen Lage und des Verlangens europäischer Kunden nach digitaler Resilienz und Souveränität präsentiert Cisco nun konkrete Lösungsansätze. Zuvor hatte der Hersteller seine Innovationen zunehmend in die Cloud verlagert und auch eine Lizenzprüfung über die Cloud eingeführt. Damit hatte ein US-amerikanisches Unternehmen quasi einen Kill Switch für die Infrastruktur der Kunden in der Hand.

Produktankündigung: Sovereign Critical Infrastructure

Mit dem Lösungsportfolio Sovereign Critical Infrastructure kündigt Cisco nun ein anpassbares Air-Gap-Portfolio für europäische Kunden an, die spezifische Anforderungen an den Aufbau einer eigenen lokalen, souveränen Infrastruktur haben. Es soll sowohl Hardware- als auch Softwarelösungen umfassen. Damit sollen Kunden wieder mehr Kontrolle über ihre Infrastruktur erhalten.

Die Kunden in Europa fragen laut Cisco verstärkt nach souveränen Lösungen. Dieses Thema wurde auch bereits auf der diesjährigen Hausmesse Cisco Live in San Diego angesprochen. CEO Chuck Robbins sagte zudem, dass Kunden „nicht von der Gnade jedweder Art von Entscheidungen abhängig sein“ möchten, wie es beispielsweise mit einem „Kill Switch“ durch Entzug von Lizenzen möglich wäre. Damit spielte er wohl auf die aktuelle politische Lage an. Als potenzielle Kunden nennt Cisco öffentliche Einrichtungen, Banken und Fertigungsbetriebe. Das Cisco Team habe über 12 Monate an dieser Lösung gearbeitet.

Lizenzierung und Air-Gap-Betrieb

Im Gegensatz zum klassischen Smart Licensing des Herstellers, bei dem die Komponenten direkt oder indirekt mit dem Lizenzportal in der Cloud des Herstellers kommunizieren müssen, ist die neue Lösung für den Betrieb in einer Air-Gap-Umgebung vorgesehen. Damit sollen Kundenbedenken berücksichtigt werden, dass Cisco Dienste abschalten oder Produkte aus der Ferne deaktivieren könnte. Damit liegt laut Cisco die Kontrolle in den Händen der Kunden. Gleichzeitig bleibt es bei produktbasierten Abonnements.

Betriebsmodell und Bereitstellung

Cisco Sovereign Critical Infrastructure kann von Kunden oder deren Cisco-Partnern beziehungsweise -Dienstleistern als lokale Bereitstellung entsprechend ihren Anforderungen und unter ihrer Verwaltung in eigenen Räumlichkeiten betrieben werden.

Produktabdeckung und Funktionsumfang

Cisco möchte Kunden über Zertifizierungen dabei unterstützen, Compliance-Anforderungen zu erfüllen, indem das Unternehmen Lösungen bereitstellt, die mit EU- und länderspezifischen Zertifizierungen und Standards übereinstimmen. Laut Cisco sind die meisten Produkte Common-Criteria-zertifiziert und es gibt bereits einen klaren Fahrplan zur Erlangung der neuen Cybersecurity-Zertifizierung der Europäischen Union (EUCC).

Das "souveräne Portfolio" soll sich über alle Kernprodukte sowie die Produktgruppen Routing, Switching, WLAN, Sicherheit, Collaboration und Observability erstrecken. Konkrete Auflistungen der angebotenen Produkte hat Cisco jedoch noch nicht bekannt gegeben. Auf Nachfrage teilte Cisco mit, dass es selbstverständlich keine 100-prozentige Feature-Parität zwischen Cloud- und Air-Gap-Umgebungen gibt, da die Cloud-Umgebungen schneller ausgerollt sind. Die wichtigen Features sollen jedoch in der Air-Gap-Variante verfügbar sein.

Anpassbarkeit und hybride Szenarien

Dafür ließe sich das Portfolio individuell an die Sicherheits- und Compliance-Anforderungen anpassen, beispielsweise durch vom Kunden selbst verwaltete Verschlüsselung. Somit verbleibt die Datenhoheit direkt beim Kunden. Dies soll auch in hybriden Umgebungen möglich sein, in denen Kunden neben dem vollen Funktionsumfang von cloudbasierten Diensten ein hohes Maß an lokaler Kontrolle benötigen.

Fazit und Verfügbarkeit

Mit dem neuen Portfolio reagiert Cisco auf die zunehmenden Kundenanfragen. Welche Produkte mit welchen Funktionen konkret bereitstehen, bleibt jedoch abzuwarten. Auch die monetären Auswirkungen für Kunden sowie die Patchprozesse sind bisher unklar. Das Portfolio soll ab dem 24.09.2025 verfügbar sein und kann über Partner oder direkt bei Cisco bezogen werden.

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