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Veritas übernimmt Aptare und erweitert um Cloud Analytics

Der Kauf folgt einer turbulenten Zeit der Neuausrichtung und Entlassungen und soll positives Zeichen sein sowie neue Märkte und Kundenbereiche erschließen.

Veritas Technologies gab in einer kurzen Pressemeldung bekannt, das Unternehmen Aptare übernommen zu haben. Zum Kaufpreis gab es vorläufig keine Angeben. Aptare (heißt im Lateinischen „genau anpassen“) hat sich auf Analyselösungen für hybride Cloud-Umgebungen spezialisiert und ist eigentlich ein eher kleiner Fisch auf dem Markt. Nichtsdestotrotz will Veritas nun diese Analysefunktionen in das eigene Data-Protection-Portfolio integrieren, das zurzeit nicht über tiefgehende und vor allem Cloud-übergreifende Analytics verfügt. Damit soll nun unter anderem das Veritas Flaggschiffprodukt NetBackup gepimpt werden.

Firmenhintergrund und Produktdetails

Aptare IT Analytics ist eine Produktreihe, die Storage Management Suite, Backup Manager, Capacity Manager, Fabric Manager, File Analytics, Replication Manager und Virtualization Manager umfasst. Hier werden prädiktive Speicheranalysen bereitgestellt und Unternehmen bei der Erfüllung der Anforderungen an Compliance- und Service Level Agreements unterstützt. Zudem sollen die entsprechenden Umgebungen aufgrund der Analyseergebnisse schneller und besser an neue und sich verändernde Rahmenbedingungen bzw. Ressourcenverfügbarkeit angepasst werden. Aptare behauptet, dass seine Produkte mehr als 200 Standardberichte enthalten und es Kunden ermöglichen, individuelle Berichte zu erstellen.

Aptare wurde 1993 gegründet und verfügt über keine erfassten Drittmittel oder Funding-Runden. Gründer, Präsident und CEO ist der Neuseeländer Richard Clark. Das Unternehmen fokussierte in den Jahren 2009-2010 auf Backup Reporting, das dann mit einer eigenen Konsolensoftware in das Infrastrukturmanagement von Rechenzentren einstieg.

Mitte 2017 beschäftigte die Firma rund 100 Mitarbeiter, berichtete über 1.000 Kunden und war profitabel. Bei den Kunden handelte es sich in der Regel um Großunternehmen, was gut zum Firmenkundenstamm von Veritas passt.

Aptare hat einen OEM-Vertrag mit Hitachi Data Systems (jetzt Hitachi Vantara) und das Hitachi Storage Reporter-Produkt, das die StorageConsole 6.5-Plattform von Aptare verwendet. Es unterstützt aber auch Storage von Dell EMC, HPE, Huawei, IBM, Infinidat, Netapp Oracle und Pure Storage für seinen Capavitry Manager. Auch dies ein zeichen für die Ausrichtung auf Enterprise-Umgebungen, da es sich hier nicht gerade um kleine Storage-Plattformen handelt.

Das Unternehmen bietet einheitliche Backup- und Speicherinformationen für heterogene IT-Umgebungen in lokalen und hybriden Cloud-Umgebungen. Es unterstützt hybride Cloud-Speicher- und Backup-Systeme und Technologien, softwaredefinierte Speicher- und Flash-Infrastrukturen. Die unterstützen Cloud-Infrastrukturen sind AWS, Microsoft Azure und OpenStack.

Ein Grund, das Unternehmen zu übernehmen war mit Sicherheit auch die bereits vorhandene Verzahnung mit Veritas‘ NetBackup-Lösung und Backup Exec. Darüber hinaus kann Aptare verschiedene Backup-Lösungen mit in die Ananlyse einbeziehen: Cohesity, CommVault, Dell EMC, HP/MicroFocus, IBM, Microsoft, Oracle, Rubrik und Veeam. Damit deckt das Unternehmen die weit verbreitetsten Backup-Lösungen ab und öffnet Veritas somit Tür zu sonst verschlossenen Märkten.

Aptare wirbt vor allem mit diesen Kernfunktionen

  • Ein Überblick über die gesamte Infrastruktur vor Ort und in jeder Cloud, um fundiertere Entscheidungen zu treffen
  • Eine gemeinsame Berichtsplattform vom Band über die Festplatte bis hin zur Cloud, was in einer Multi-Cloud-Umgebung unerlässlich ist.
  • Bessere Antizipation des Bedarfs und Vorhersage der Ergebnisse, wie z.B. Optimierung der Infrastruktur, Kostensenkung und Erfüllung von Compliance- und SLA-Anforderungen.

Veritas verfüght derzeit über ein Analyse-Tool namens NetBackup OpsCenter, doch selbst Veritas CEO Greg Hughes gab zu, das dies bei weitem nicht die Funktionen von Aptare anbieten kann.

Die Pläne von Veritas: Positives Aufbruchssignal

Veritas plant, die Marke Aptare für IT Analytics beizubehalten und weiterhin als eigenständiges Produkt zu verkaufen. Hughes sagte, dass Veritas immer noch an die langfristige Roadmap für die Integration der Aptare-Technologie in die Veritas-Produkte denkt.

Clark, der Aptare 1993 gründete,blieb bis zur Übernahme von Veritas CEO und Präsident. Hughes sagte, Clark und das Aptare-Team werden sich Veritas anschließen. Clark wird an Scott Genereux, Veritas' Executive Vice President of Worldwide Field Operations, berichten. Aptare mit Sitz in Campbell, Kalifornien, hat mehr als 1.000 Kunden für IT Analytics, früher bekannt als StorageConsole.

Bestehende Partnerschaften von Aptare mit IT-Anbietern sollen jedoch nicht ausgesetzt sondern fortgeführt werden. Hitachi Vantara verkauft Aptare IT Analytics als Hitachi Storage Viewer im Rahmen eines OEM-Vertrags. Aptare ist auch Teil des Hewlett Packard Enterprise Technology Partner Programms und verkauft Backup Manager Solution for ServiceNow.

Der Data-Protection-Spezialist wird, wie bereits erwähnt, die neue Lösung als Ergänzung zu den Datensicherungsanwendungen Veritas NetBackup und Backup Exec sowie InfoScale Storage Management für lokale und Cloud-Daten verkaufen.

Aptare ist die zweite Akquisition von Veritas seit dem Ausgründungstermin 2016 vom Sicherheitsriesen Symantec. Im März 2018 wurde fluidOps, ein Startup-Unternehmen für Cloud-Datenmanagement mit Sitz in Deutschland, gekauft. Hughes, der im Januar 2018 zum CEO von Veritas ernannt wurde, sagte, das Unternehmen werde nach weiteren Akquisitionen für Produkte suchen, die sein Portfolio ergänzen.

Der Kauf von Aptare ist für Veritas kann als Zeichen des Wachstums gewertet werden, um Produktabgängen, Büroflächenabbau, Arbeitsplatzwechsel, Entlassungen und anderen düsteren Aspekten der Restrukturierung entgegenzuwirken.

Kommentar: Neue Ziele, neue Märkte, neuer Versuch

Obwohl Veritas der größte unabhängige Anbieter von Datensicherheit ist, steht es im Wettbewerb mit gut finanzierten, kleineren Unternehmen, die auch auf der Suche nach Data Intelligence- und Cloud-Funktionen sind. Veeam Software, Rubrik, Cohesity und Actifio haben im vergangenen Jahr 100 Millionen Dollar oder mehr an Finanzmitteln aufgenommen. Mehrere sagten, sie würden das Geld für Akquisitionen verwenden.

Dass das einstige Vorzeigeunternehmen auf dem Markt zu kämpfen hat, ist unter anderem der etwas turbulenten Firmenhistorie zu verdanken. Symantec verkaufte Veritas im Januar 2016 für 7,4 Milliarden US-Dollar an die Carlyle Group, mehr als 10 Jahre nachdem es Veritas für 13,5 Milliarden US-Dollar übernommen hatte. Die Führungskräfte von Veritas betonten, dass der Anbieter von Storage-Software nie gut zu Symantec passte und musste nun vieles daran setzen, seine Stärke als eigenständiges Unternehmen wiederherzustellen. Die Führungskräfte von Veritas berichteten, dass das Unternehmen im Jahr 2018 einen Umsatz von mehr als 2 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet hat.

Der Ankauf und schließlich Wiederverkauf zum Schnäppchenpreis hat dem Image des Unternehmens geschadet. Zwar setzen weiterhin viele Kunden auf die Veritas-Lösungen, oft sind dies aber so genannte Legacy-Umgebungen, in denen Veritas seit Jahren tief verwurzelt ist. Neue Märkte und neue Kunden scheinen für Veritas schwerer zu knacken, zumal die oben genannten Wettbewerber aus der Generation Cloud kommen und somit weitaus nativere und innovativere Lösungen zu bieten haben.

Zudem hat die Restrukturierung unter Axil Partners ist zudem ein weitere Faktor, der für Verunsicherung sorgte: Entlassungen, Support-Aufkündigungen und Firmenverkleinerung sind nie wirklich gute Omen. Mit der Erweiterung in tiefergehende Analysefähigkeiten und Infrastrukturoptimierung soll nun ein weiterer positiver Meilenstein gesetzt werden. Immerhin suchen viele Anwender im Zuge neuer Infrastrukturmodelle wie Hybrid Cloud oder Multi Cloud nach Tools, die es ihnen erlauben, das Optimum aus ihren Investitionen zu holen. Es kann mit baldigen Produkten gerechnet werden, da die Integration mit Veritas-Lösungen bereits besteht. Somit verliert die Firma wenig Zeit und kann sofort den Fuß auf neue Marktpfade setzen. Inwiefern dies bei der Aufholjagd auf die jüngeren und agileren Wettbewerber auswirkt, wird sich erst noch zeigen.

 

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder und entsprechen nicht unbedingt denen von ComputerWeekly.de.

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