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SDN: Was ist aus Software-defined Networking geworden?

Hat SDN (Software-defined Networking) ausgedient, oder hat sich die Architektur einfach weiterentwickelt? SDN steckt in vielen Produkten, Rechenzentren und Cloud-Umgebungen.

Software-defined Networking (SDN) trennt das Netzwerk in separate Ebenen für die Steuerung der Netzwerkkonfiguration (Control Plane) sowie den Datentransport im Netzwerk (Data Plane). Dadurch ist es möglich, die Analyse- und Steuerungsebene vollständig zu virtualisieren sowie Verwaltung und Konfiguration über eine zentrale Konsole zu steuern.

Software-defined Networking ist mittlerweile über zehn Jahre alt. Als die Geschichte von SDN begann, dachten viele Analysten, dass diese Form des virtualisierten Netzwerks eng gekoppelte, vertikal integrierte Netzwerkprodukte ersetzen würde. Die riesigen Rechenzentren von Amazon, Facebook und Google sind alle auf SDN umgestiegen. Aber warum gibt es SDN nicht überall?

Die Antwort: Es gibt SDN überall, auch wenn es nicht immer SDN genannt wird.

Die Prinzipien von SDN sind lebendig und gut, zum Teil dank Cloud Computing. Alle großen Cloud-Anbieter nutzen heute SDN. Da immer mehr Arbeitslasten in Cloud-Umgebungen verlagert werden, werden immer mehr Unternehmen SDN nutzen. Schauen wir uns die Entwicklung von SDN an, um zu sehen, wie es bis zu diesem Punkt gekommen ist.

Die Rolle der Anbieter bei der Entwicklung von SDN

Im Rechenzentrum eines Unternehmens ist praktisch alles virtualisiert – von den Workloads über die Server bis hin zum Netzwerk. VMware, der König des virtualisierten Rechenzentrums, kaufte Nicira und benannte seine Netzwerke im SDN-Stil in VMware NSX um. Hunderttausende von virtuellen Maschinen in Rechenzentren auf der ganzen Welt laufen auf NSX, das heißt sie laufen auf einer SDN-Architektur.

Cisco, das Unternehmen, das SDN anfangs verspottete, weil es den Status Quo bedrohte, sprang schließlich auf den Zug auf und führte eine eigene SDN-Variante auf dem Markt ein, die Cisco Application Centric Infrastructure (ACI). Dabei versuchte der Konzern, die Zukunft anzunehmen, ohne die Vergangenheit loszulassen.

Abbildung 1: In der Geschichte von SDN haben Experten immer wieder die Agilität und Flexibilität der Architektur im Vergleich zu älteren Architekturen hervorgehoben.
Abbildung 1: In der Geschichte von SDN haben Experten immer wieder die Agilität und Flexibilität der Architektur im Vergleich zu älteren Architekturen hervorgehoben.

Auch andere Netzwerkunternehmen beschäftigten sich mit dem Thema SDN. Juniper Networks nahm SDN in seine Contrail-Produkte auf, und Arista Networks integrierte die SDN-Prinzipien in das Extensible Operating System (EOS), um ein neues softwaredefiniertes Cloud-Netzwerk auf den Markt zu bringen.

Kleinere Anbieter wie Dell Technologies und Hewlett Packard Enterprise nutzten die SDN-Strategie, um ihre Plattformen zu öffnen, eng gekoppelte Hard- und Software zu trennen und den Kunden eine größere Auswahl zu bieten. Obwohl es sich dabei nicht unbedingt um ein reines SDN handelt, trägt diese offene Netzwerkstrategie einen wichtigen Teil zur allgemeinen Rentabilität von SDN bei.

Da Netzwerke immer vielfältiger werden und neue Workloads zunehmend an den Netzwerkrand (Edge) abwandern, ist es nur passend, dass SDN einen Platz in diesen neuen, komplexen Umgebungen findet. Selbst bei Privatkunden finden Elemente von SDN ihren Weg in die Produkte.

Wo steht SDN jetzt?

Um die Frage zu beantworten, was aus SDN geworden ist: In Wirklichkeit ist SDN heute angekommen und weitverbreitet. Aber es gibt nicht viele Produkte, die ein SDN-Etikett nach außen tragen. Stattdessen befinden sich SDN-Elemente versteckt unter der Haube und ermöglichen diesen Produkten viel mehr Funktionen als ihren proprietären vertikalen Vorgängern.

Ich sagte immer: „Wenn wir alles glauben würden, was die Analysten uns sagen, würden wir alle Itanium-Blades einsetzen“. Das brachte die Leute so lange zum Lachen, bis ich sagte, dass die Analysten recht hatten. Zu dieser Zeit war Itanium die einzige Mainstream-64-Bit-Hardware und Blades waren der einzige Formfaktor, der hohe Dichte ermöglichte. In einem Lexikon von 1999 war die einzige Möglichkeit, die dichten 64-Bit-Plattformen der Zukunft zu beschreiben, sie Itanium-Blades zu nennen. Analysten hatten nicht Unrecht, aber konventionelle Normen schränkten sie ein.

Genauso sahen die Analysten in der Vergangenheit eine zukünftige SDN-getriebene Welt. Diese Welt ist hier und in die heutigen Tools integriert – sie wird ganz einfach nur nicht als SDN bezeichnet.

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