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Open Source: Welche Herausforderungen können entstehen?

Insbesondere mittelständische Unternehmen sind beim Einsatz von Open Source oftmals vor Herausforderungen gestellt. Um Risiken zu vermeiden, gilt es einige Aspekte zu beachten.

In der rasant fortschreitenden Digitalisierung unserer Zeit ist die Wahl der richtigen Technologie- und Software-Strategie entscheidend. Hyperscaler-Clouds mögen für viele Unternehmen attraktiv erscheinen. Doch bergen sie Risiken, die erst auf den zweiten Blick sichtbar werden, darunter mangelnde Datensicherheit und die drohende Gefahr eines Vendor Lock-ins.

Open Source ist die vielversprechende Alternative: Durch Transparenz, technologische Unabhängigkeit und Flexibilität verspricht Open Source Software (OSS) Unternehmen aller Größen die Chance, sich digital souverän und zukunftsfähig aufzustellen. Diese Souveränität geht weit über reine Kosteneinsparungen hinaus und wirkt sich direkt auf Innovation und Wettbewerbsfähigkeit aus. Dies wird durch den jüngsten Octoverse-Bericht von GitHub unterstrichen: Über 90 Prozent der Fortune-100-Unternehmen setzen auf Open-Source-Lösungen. Doch auch außerhalb dieses erlesenen Kreises ist Open Source ein tragender Teil der Unternehmens-IT. Denn viele wissen möglicherweise gar nicht, in welchem Ausmaß sie bereits auf OSS setzen: Als integraler Bestandteil vieler Softwarelösungen ist Open Source schon seit langem in vielen Unternehmen im Gebrauch.

Die positive Resonanz von sowohl politischen Institutionen als auch großen Industrieakteuren auf Open Source bestätigt deren zunehmende Bedeutung. Für Unternehmen eröffnen sich durch OSS neue Möglichkeiten, die sowohl die Innovationskraft stärken als auch helfen, Ressourcen optimal zu nutzen. Trotz der offensichtlichen Vorteile dürfen die Herausforderungen, die mit der Implementierung von Open Source einhergehen, nicht unterschätzt werden. Gerade hier sind eine gezielte Planung, strategische Partnerschaften und fortwährende Weiterbildungen von zentraler Bedeutung.

Erster Schritt: Expertise aufbauen

Der Einsatz von OSS stellt insbesondere mittelständische Unternehmen häufig vor erhebliche Herausforderungen. So verzögern sich Projekte oft um viele Wochen oder gar Monate. Grund dafür ist meist die mangelnde Open-Source-Expertise beim verantwortlichen Projekt- und IT-Team. Um dies zu verhindern, müssen Unternehmen bereits vorab Zeit und Ressourcen investieren, um die erforderlichen Fähigkeiten und Kenntnisse aufzubauen oder externe Unterstützung in Anspruch zu nehmen – ob nun über einen Partner oder das Recruiting neuer Fachkräfte. Ohne diese Initialinvestition wird jedes Open-Source-Projekt scheitern, ehe es begann.

Daneben erfordert die ständig wachsende und sich verändernde Landschaft von Open Source ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit. Neue Versionen von Open-Source-Anwendungen werden in unterschiedlichen Frequenzen veröffentlicht. Dies kann für Unternehmen, die eine Vielzahl solcher Anwendungen nutzen, zu einer komplexen Aufgabe werden. Für die Planung und Orchestrierung braucht es daher entsprechende Ressourcen. Nur so kann sichergestellt werden, dass keine kritischen Systeme beeinträchtigt werden.

Die Update-Zyklen müssen also neu gedacht und anders aufgestellt werden. Denn nicht jede Software kann immer jeden Monat wie geplant upgedatet werden – während andere im selben Zeitraum schon mehrere Versionen weiter sind. Private Nutzer müssen möglicherweise nie ein Update durchführen, dagegen sind im Geschäftsumfeld regelmäßige Software-Aktualisierungen unerlässlich. Nur auf diese Weise können ein reibungsloser Betrieb und die Sicherheit gewährleistet und das Risiko von Ausfallzeiten minimiert werden.

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Auswahl der richtigen OSS-Komponenten. Während Closed Software oft vorgefertigte Suiten anbietet, die nahtlos miteinander verknüpft sind, bietet die OSS-Welt eine beeindruckende Vielfalt an Möglichkeiten. Für die Endnutzer ist die Erfahrung von Software, die nahtlosineinandergreift, essenziell und vereinfacht den Arbeitsalltag. So nutzen viele Unternehmen eine vorgefertigte Lösung für den internen Chat. Mit nur einem Klick können darüber Audio- oder Videoanrufe getätigt werden – und häufig sind noch Cloud-Speicher, Texteditor und vieles mehr direkt in einer Software integriert.

Christian Schmitz, Plusserver

„Um den Schritt in eine gut aufgesetzte Open-Source-Umgebung im Unternehmen zu realisieren, müssen zunächst der genaue Bedarf und die Anforderungen klar und eindeutig identifiziert werden.“

Christian Schmitz, Plusserver

Um die Nutzung von Open Source Software im Unternehmen zu intuitiv und komfortabel wie möglich zu machen, braucht es auch hier Lösungen aus einem Guss. Für Open-Source-Lösungen muss dies jedoch in der Regel erst geschaffen werden, indem einzelne Komponenten auf Kompatibilität abgeklopft und miteinander verheiratet werden. Dies kann zwar eine Stärke sein, aber es erfordert auch eine umfassende Überlegung, Planung und vor allem wieder die eingangs betonte umfangreiche Expertise.

Übergang zu Open Source Software erfolgreich meistern

Um den Schritt in eine gut aufgesetzte Open-Source-Umgebung im Unternehmen zu realisieren, müssen zunächst der genaue Bedarf und die Anforderungen klar und eindeutig identifiziert werden. Welche Unternehmensbereiche könnten am meisten von OSS profitieren und welche spezifischen Aufgaben muss die Software angehen?

Denn die Erfahrung zeigt: Häufig ist es nicht praktikabel oder sogar notwendig, das gesamte Unternehmen sofort und vollumfänglich auf Open Source umzustellen. Stattdessen kann ein schrittweiser Ansatz sinnvoll sein. Der Fokus sollte zuerst auf Schlüsselbereichen liegen, in denen Open Source seine Vorteile am besten ausspielen kann.

Um die Potentiale am besten zu erkennen, ist die Zusammenarbeit mit – externen – Experten sehr ratsam. Diese können Strategie, Planung und Einführung von Open Source im Unternehmen begleiten. Und auch im Folgenden ist ein zuverlässiger Partner an der Seite für die weitere Verwaltung, interne Schulungen und Support eine gute Unterstützung, um den Weg in die Open-Source-Welt erfolgreich zu beschreiten. Auf diese Weise kann die Investition zu einem Erfolg für Unternehmen werden.

Denn natürlich ist der Übergang zu Open Source für jedes Unternehmen zunächst eine Herausforderung – personell, finanziell und strategisch. Doch die Vorteile von OSS überwiegen mittel- bis langfristig, sofern die Strategie mit klarem Fokus auf die Geschäftsziele gut aufgestellt und die Umsetzung klar und offen für alle im Unternehmen aufgesetzt wird. Auf diese Weise kann Open Source am Ende sogar einen echten Unterschied für Unternehmen machen – und den Erfolg der Digitalisierung bestimmen.

Über den Autor:
Christian Schmitz ist Director OpenSource bei Plusserver.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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