monsitj - stock.adobe.com

No-Code-Technologie: eine Lösung des IT-Fachkräftemangels

Der Fachkräftemangel betrifft in vielen Unternehmen vor allem IT- und Entwicklungsabteilungen. No-Code-Plattformen können hierfür eine Lösung sein.

Der Fachkräftemangel und die damit einhergehende digitale Qualifikationslücke stellt viele Unternehmen vor große Herausforderungen, insbesondere in der IT und Softwareentwicklung. Ganz Europa verzeichnet eine Abwanderung von Talenten, deren Gründe nicht ausschließlich auf das Gehalt zurückzuführen sind.

Anstatt diese Herausforderungen als Lücke zu betrachten, die auf traditionelle Art und Weise geschlossen werden muss, gilt es, einen neuen Weg einzuschlagen − einen Weg, den man mit den heute zur Verfügung stehenden Werkzeugen wie der No-Code-Technologie beschreiten kann.

Daten als Schlüssel zur Entscheidungsfindung

Unternehmen jeder Größe sehen sich zunehmend mit der Herausforderung konfrontiert, Mitarbeitende mit den entscheidenden technischen Fähigkeiten zu finden. Die Schließung dieser Qualifikationslücke durch eine neue Generation von gerade ausgebildeten Programmierern wird jedoch nicht alle Probleme lösen.

Konkret heißt das: Für die meisten Führungskräfte, die sich heute mit der Erfüllung von Aufträgen und der Zufriedenheit von Kunden und Aktionären befassen, ist der Zugang zu den richtigen Daten zur richtigen Zeit der Schlüssel zur Entscheidungsfindung. Sie brauchen digitale Fähigkeiten in ihren Unternehmen, um verwertbare, aussagekräftige Erkenntnisse zu gewinnen – und setzen dazu Künstliche Intelligenz (KI) ein. Bei der Nutzung von KI geht es nicht mehr nur darum, dieses Spezialgebiet zu verstehen, sondern vielmehr um eine leistungsstarke Kombination aus Softwareentwicklungsfähigkeiten und dem Verständnis für Datenstrategie und -integration. Außerdem verändern sich die Softwarefähigkeiten selbst, da die zur Verfügung stehenden Tools immer ausgefeilter werden.

Warum Innovation in der IT beginnt

In der IT blickt man ständig nach vorne. Ein Teil der Aufgabe besteht darin, die nächste große Herausforderung und die nächste Problemlösung zu antizipieren − aber oftmals besteht ein Großteil der Aufgabe darin, mit bestehenden Lösungen umzugehen. Jede neue, innovative Technologie, die auf den Markt kommt, muss mit den bestehenden Systemen, die die Unternehmensprozesse unterstützen, kompatibel sein.

No-Code-Lösungen eignen sich dafür besonders gut, da sie Bausteine bieten, die sowohl mit älteren als auch mit neueren Technologien und Systemen funktionieren. Sie ermöglichen eine nahtlose Integration ohne umfangreiche Kodierung und erleichtern so die Aktualisierung und Verbesserung von Altsystemen.

Ein weiterer Aspekt, der sich in der Unternehmenstechnologie geändert hat: technische Entscheidungen sind nicht mehr ausschließlich technischen Experten vorbehalten. Ein technisches Fundament ist für einige Tätigkeiten immer noch unerlässlich, aber nicht für alle. Diese Entscheidungen sind heute oft von grundlegender Bedeutung für die Art und Weise, wie ein Unternehmen geführt wird. Das bedeutet, dass sie mit einem umfassenderen Geschäftsverständnis und einem Verständnis für die Bedürfnisse des Kunden getroffen werden müssen, anstatt mit einem rein technischen Verständnis. In der Realität ist ein Background in der Softwareentwicklung immer weniger Voraussetzung für die Lösung technischer Probleme − auch dank No-Code-Lösungen und anderen KI-Automatisierungs-Tools.

Ein Verständnis dafür, wie diese Lösungen im breiteren Kontext des Unternehmens funktionieren, ist entscheidend für eine erfolgreiche Implementierung und optimale Ergebnisse. Wenn die Notwendigkeit, bestimmte Aufgabenbereiche zu programmieren, wegfällt und die Möglichkeit besteht, mithilfe von KI-Tools und No-Code etwas visuell und leichter verständlich zu machen, wird das Spielfeld auch für Personen mit weniger technischem Know-how geöffnet.

Ein Logistikunternehmen zum Beispiel muss seine Versandprozesse so gestalten, dass sie den gesetzlichen Vorschriften entsprechen, steht aber vor komplizierten Programmierproblemen. Durch den Einsatz einer No-Code-Lösung in Verbindung mit dem Fachwissen der Mitarbeitenden zur Entwicklung der erforderlichen Betriebsabläufe für geringe Margen, mit denen mittelständische Unternehmen häufig konfrontiert sind, können sie Hindernisse umgehen, die mit manueller Bearbeitung allein nicht zu lösen sind.

In solchen Situationen ist die Datenintegration besonders wertvoll, denn aus geschäftlicher Sicht sind Daten nur dann von Bedeutung, wenn sie auf eine umsetzbare Herausforderung oder ein wirtschaftliches Hindernis angewendet werden. Abstraktion und Automatisierung ermöglichen es den Mitarbeitenden, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. IT-Fachleute verbringen so viel Zeit mit komplizierten Problemen, dass sie dabei übersehen, Geschäftsergebnisse voranzutreiben. Man muss ihnen die Werkzeuge an die Hand geben, damit sie sich auf das Wesentliche konzentrieren können.

Innovationen bestmöglich nutzen

Die Nutzung von No-Code-Lösungen wird eine ganze Reihe positiver und vielleicht sogar unbeabsichtigter Nebeneffekte mit sich bringen. Der erste ist die Diversität: Die Informatik ist immer noch ein Bereich, der für viele Menschen unzugänglich ist. Das ändert sich zwar Schritt für Schritt, aber Tatsache ist, dass No-Code leichter zu erlernen und daher für Nutzer mit unterschiedlichem fachlichem Hintergrund besser zugänglich ist. Die Benutzerfreundlichkeit der Tools bedeutet auch, dass mehr Anwender ihre Möglichkeiten ausloten. Daraus können sich innovativere und disruptivere Lösungen ergeben, die von einem breiteren Spektrum eingesetzt werden.

Ein zweiter Vorteil ist der Beitrag zur Lösung von Problemen im Zusammenhang mit Beschäftigten zunehmenden Alters. Viele Arbeitgeber sehen sich mit einer Wissenslücke konfrontiert, wenn langjährige Mitarbeitende in den Ruhestand gehen und dabei jahrzehntelange Erfahrung und institutionelles Wissen mitnehmen. Finanzinstitute, Lieferketten- und Fertigungsunternehmen verfügen oft über alte Systeme, die nach wie vor Daten erzeugen. No-Code-Lösungen können dazu beitragen, diese Lücken zu schließen, wenn Mitarbeitende, die einige der alten Systeme entwickelt haben, in den Ruhestand gehen, die Software aber weiterhin genutzt wird.

Wenn man diese Vorteile, die über die Effizienz hinausgehen, zu schätzen weiß, können Akzeptanzbarrieren für neue Technologien leichter überwunden werden. Oft zögern technische Experten, wenn es um Abstraktion geht, da sie davon ausgehen, dass dies weniger Freiheit und Flexibilität bedeutet. Man muss es selbst erleben und zu schätzen wissen, wie viel Zeit man dadurch sparen kann, um sich überzeugen zu lassen.

Jehtro Borsje, Lobster

„Zu den zukünftigen IT-Fachleuten werden sicherlich immer noch klassische Programmierer gehören, aber es wird eine weitaus stärkere Konvergenz technischer und unternehmerischer Kompetenzen unter den zukünftigen Arbeitskräften geben.“

Jehtro Borsje, Lobster

Die Zeiten, in denen man über die digitale Qualifikationslücke diskutiert, sind vorüber. Zu den zukünftigen IT-Fachleuten werden sicherlich immer noch klassische Programmierer gehören, aber es wird eine weitaus stärkere Konvergenz technischer und unternehmerischer Kompetenzen unter den zukünftigen Arbeitskräften geben. Dies wird zum Teil organisch geschehen − die junge Generation ist viel mehr daran interessiert, ihre digitale Reise selbst in die Hand zu nehmen. Aber zweifellos wird die schnellere Automatisierung von bestimmten Aufgaben und Prozessen durch den weit verbreiteten Einsatz von KI-Tools und -Lösungen unterstützt werden.

Über den Autor:
Jethro Borsje ist Chief Product Officer (CPO) bei Lobster und unterstützt dabei, Lobsters Vision von einer vereinfachten und branchenübergreifenden Datenintegration sowie Prozessautomatisierung weiter zu verwirklichen. In seiner vorherigen Position als Chief Ecosystems Officer bei Mendix war Borsje maßgeblich am globalen Wachstum beteiligt, insbesondere beim Ausbau des Partnernetzwerks und der Weiterentwicklung der Produktfunktionalitäten durch Kooperationen mit führenden Industrieakteuren. Mit über 15 Jahren Erfahrung in der Entwicklung innovativer Softwarelösungen spielt Borsje eine Schlüsselrolle, Lobster als führende intelligente Datenplattform für den Mittelstand zu etablieren – eine Plattform, die Unternehmen ermöglicht, das volle Potenzial ihrer Daten auszuschöpfen.

 

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

Erfahren Sie mehr über Softwareentwicklung