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Mit verlässlichen Daten Krisen bewältigen

Die Coronapandemie zeigt: Unternehmen müssen widerstandsfähiger werden. Eine wichtige Basis für bessere Entscheidungen in der Krise und eine höhere Resilienz sind Daten.

Die Coronapandemie hat alles verändert. Wie wir arbeiten, wie wir uns im Alltag verhalten – und wie Unternehmen wirtschaften. Damit hat auch das Thema Resilienz an Bedeutung gewonnen, auch wenn es nicht neu ist. Es geht um die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und sich schnell an neue Umstände anzupassen. Die Coronapandemie hat noch einmal deutlich gemacht, dass Krisen Unternehmen jederzeit treffen können. Der beste Schutz davor ist, darauf vorbereitet zu sein. Ziel ist nicht, möglichst hohe Verteidigungsmauern um das Unternehmen zu bauen, sondern die Flexibilität und die Anpassungsfähigkeit zu erhöhen und sich mit der Umwelt zu verändern.

Unternehmensberater wissen um die Bedeutung des Themas Resilienz schon lange und empfehlen einige Maßnahmen, wie man diese erreichen kann. Dazu gehören Diversifikation des Angebots, eine offene Unternehmenskultur und eine flexible Strategie, um nur einige zu nennen. Fast immer auf der Liste steht Information, man könnte es auch Daten nennen. Nicht die Quantität der Daten ist dabei für die Resilienz entscheidend, sondern deren Qualität und wie man möglichst einfach basierend auf diesen guten Entscheidungen treffen kann. Hier einige Überlegungen, auf die es dabei ankommt:

Über den Tellerrand schauen

Bei zu vielen Organisationen endet die Datenanalyse an den eigenen Unternehmensgrenzen. Was dahinter passiert, bleibt nebulös. Dabei haben politische Entscheidungen etwa in den USA erhebliche Auswirkungen auf die globale Wirtschaft und häufig auch auf einzelne Unternehmen. Ganz zu schweigen von den Auswirkungen einer Viruspandemie. Nur wer die globalen Entwicklungen mitdenkt, kann sich vorbereiten und angemessene Entscheidungen treffen, die das eigene Risiko so gering wie möglich halten.

Komplexität reduzieren

Das klingt erstmal wie ein Widerspruch. Denn mehr Informationen bedeuten zunächst mehr Komplexität. Die Gefahr ist dann jedoch, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Hier hilft der Visual-Analytics-Ansatz, um Resilienz zu entwickeln. So werden Daten nicht einfach nur in Torten- und Balkendiagramme umgewandelt, sondern Nutzer können die Daten erkunden und mehr Anwender erhalten klare Antworten auf relevante Fragen – ohne Ablenkung durch die komplexen Datenstrukturen dahinter.

Vertrauen aufbauen

Wenn die Krise zuschlägt, muss es schnell gehen. Menschen brauchen sofort Antworten auf Fragen wie: Wo finde ich die jetzt relevanten Informationen? Wer kann mir helfen, wenn ich ein Problem habe? Eine Studie von Tableau in Zusammenarbeit mit Analysten von IDC hat gezeigt, dass 81 Prozent der Befragten aus Organisationen mit fortgeschrittener Datenanalyse darauf vertrauen, dass sie Daten und Hilfe bekommen, wenn sie diese benötigen. Dieses Vertrauen muss sich allerdings schon vor der Krise entwickeln, die zugrundeliegenden Prozesse müssen sich einspielen, in der Hektik einer Krise ist dafür keine Zeit.

Unternehmen müssen daher darauf vorbereitet sein, Datenanalysen auch unter Zeitdruck auszuführen. Dafür müssen Mitarbeiter über das Fachwissen verfügen, die Technik beherrschen, und die Datenkultur muss tief verankert sein. Wie es geht, zeigt das Finanzdienstleistungsunternehmen Charles Schwab. Auf einem SharePoint-Portal melden sich monatlich mehr als 130 Mitarbeiter an, um Themen wie Dashboard-Tipps und interne Prozesse zur Datenanalyse zu diskutieren – nicht zuletzt auch als Training für den Ernstfall.

Die richtigen Messgrößen finden

Eine Krise kann Erfolgskriterien verschieben. Dann ist es notwendig, Daten und Dashboards schnell anzupassen oder noch besser, diese schon vorher bereit zu halten. Ein Beispiel: Einzelhändler, die im Lockdown ihre Geschäfte spontan schließen müssen und mehr E-Commerce treiben wollen, können ein vorhandenes Dashboard so anpassen, dass es zu den neuen Anforderungen und den Entwicklungen während des Lockdowns passt. Ein weiteres Beispiel: Das Welternährungsprogramm unterhält eine Datenbank über Kinder, die in einem Schulspeisungsprogramm Mahlzeiten erhalten. Weil in der Pandemie Schulen geschlossen wurden, kombinierte die Organisation diese Datenquelle mit einer Quelle der UNESCO, um die globalen Auswirkungen zu verstehen und den Erfolg ihrer neu ausgerichteten Programme zu verfolgen.

Wissen teilen

Sie haben Daten, die in der Krise auch für andere interessant sein könnten? Wenn ja, teilen Sie diese Daten, denn auch Sie können von anderen profitieren. Das Covid-19 Data Hub stellt einen globalen Daten-Tracker, Arbeitsmappen sowie Visualisierungen von Kunden zur Verfügung. So können durch die Bereitstellung von Daten aus mehreren Quellen Sie selbst und andere genauere Vorhersagen treffen und mehr Faktoren in Ihre Planung einbeziehen. Wenn jeder dazu beiträgt, profitieren alle davon – auch Sie selbst.

Agiles Management

Die Krise ist da, Sie wissen was zu tun ist, aber das Unternehmen verhält sich wie ein riesiges Frachtschiff, das etliche Seemeilen braucht, um den Kurs zu ändern. Ein datengetriebenes Unternehmen muss gleichzeitig auch ein agiles Unternehmen sein. Daher ist agiles Management eine der Grundvoraussetzungen für Anpassungsfähigkeit und damit für Resilienz.

Henrik Jorgensen, Tableau Software

„Datengetriebene Unternehmen sind in Krisen resilienter. Aber nur, wenn sie ihre Hausaufgaben schon vor der Krise machen.“

Henrik Jorgensen, Tableau Software

Transparenz

Datenanalysen unterstützen das Management bei seinen Entscheidungen, nimmt ihm die Verantwortung für diese Entscheidungen aber nicht ab, und sie sind auch keine Garantie, dass das Unternehmen nicht doch in eine Krise gerät. Dann ist es wichtig, dass Aufsichtsrat und Investoren nachvollziehen können, warum die Entscheidung so und nicht anders fiel. Und das Management kann belegen, dass es keine Entscheidungen aus dem Bauch heraus trifft, sondern auf Basis von Fakten und Daten.

Manchmal wünschen wir uns eine Welt, in der alles vorhersehbar ist. Unternehmen müssen sich jedoch darauf einstellen, dass die Veränderungsgeschwindigkeit zunehmen und nicht abnehmen wird. Das Coronavirus hat die Welt überraschend getroffen. Zwar sind andere Krisen planbarer, dafür sind sie in ihrer Wucht nicht weniger herausfordernd: Klimawandel, demographischer Wandel, Künstliche Intelligenz, um nur einige zu nennen. Verantwortungsbewusste Unternehmen tun gut daran, heute schon eine Datenkultur aufzubauen, die die schwierigen Entscheidungen, die in der Zukunft getroffen werden müssen, erleichtern kann.

Datengetriebene Unternehmen sind in Krisen resilienter. Aber nur, wenn sie ihre Hausaufgaben schon vor der Krise machen. Das zahlt sich auf jeden Fall aus, denn auch in normalen Zeiten steigert die visuelle Datenanalyse den Geschäftserfolg, indem sie zu besseren Entscheidungen verhilft.

Über den Autor:

Henrik Jorgensen ist Country Manager für Deutschland, Schweiz, Österreich, Osteuropa und GUS bei Tableau Software. Er ist seit sieben Jahren im Unternehmen und verantwortlich für den Aufbau und die Erweiterung des Geschäfts in dieser Region. Henrik hat nicht nur eine Leidenschaft für Daten, sondern auch für die erfolgreiche Skalierung wachstumsstarker Unternehmen mit Hauptsitz in den USA auf dem europäischen Festland. Außerhalb der Arbeit genießt der gebürtige Däne, der seit mehr als 18 Jahren in Deutschland lebt, das Golfen und die skandinavische Küche.

 

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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