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HCI: Die Cloud im eigenen Rechenzentrum

Hyperkonvergente Lösungen können die Flexibilität und Funktionalität von Cloud-Strukturen ins Rechenzentrum bringen. Anhand von Beispielen zeigen wir, wie dies funktionieren kann.

Mit hyperkonvergenten Infrastrukturen holen sich Unternehmen die Vorteile der Cloud ins eigene Rechenzentrum. Die Lösungen leisten einen entscheidenden Beitrag dabei, IT-Umgebungen zu konsolidieren und agiler zu machen, wie Beispiele aus der Praxis zeigen.

In den vergangenen Monaten sind vielen Unternehmen die Vorteile moderner IT-Infrastrukturen und nicht selten auch die eigenen Versäumnisse bei deren Aufbau klargeworden. Mehr denn je benötigen sie während der Pandemie agile und skalierbare Systeme, um beispielsweise für Mitarbeiter im Home-Office kurzfristig neue Services einführen und schnell auf die durch Heimarbeit steigenden Performance-Anforderungen reagieren zu können.

Zudem erfordern neue digitale Prozesse und Geschäftsmodelle immer häufiger, dass IT-Abteilungen kurzfristig Ressourcen bereitstellen – unflexible Umgebungen mit einem dedizierten Server pro Anwendung, siloartigen Strukturen und vielen verschiedenen Verwaltungs-Tools behindern sie dabei nur und erweisen sich vor allem als Innovationsbremse.

Unternehmen versuchen daher zunehmend, die einzelnen Systeme in ihrer Infrastruktur enger miteinander zu verzahnen. Das gelingt ihnen unter anderen mit Geräten, die Branchenstandards unterstützen und Schnittstellen bieten, um Workload-Migrationen zu erleichtern und übergreifende Management- und Orchestrierungstools nutzen zu können. Seit einigen Jahren setzen sie verstärkt auf hyperkonvergente Infrastrukturen (HCI), die Server-, Storage- und Netzwerk-Hardware in einer Appliance zusammenführen und mit einer Virtualisierungsplattform sowie einem einfachen Management vereinen. Die Geräte bringen alles mit, was zu einem modernen Rechenzentrum gehört – in einer Box.

Alle Hardware- und Softwarekomponenten spielen in HCI-Systemen perfekt zusammen, da sie optimal aufeinander abgestimmt sind. Dadurch können die Appliances schnell eingeführt werden, sind wenig fehleranfällig und einfach in der Verwaltung.

Unternehmen können mit HCI-Lösungen ihre IT-Abteilungen bei Routineaufgaben deutlich entlasten und personelle Ressourcen für neue, innovative IT-Projekte freimachen. Davon profitieren seit kurzem auch die Elbe-Werkstätten aus Hamburg, die mehr als 3.000 Menschen mit Behinderungen einen Arbeitsplatz bieten und im vergangenen Jahr fünf VxRail einführten.

Die HCI-Systeme lösten eine über die Jahre gewachsene Infrastruktur ab, die den Performance-Anforderungen der VDI-Umgebung und mehrerer Microsoft-Server für Warenwirtschaft und andere Anwendungen nicht mehr gerecht wurde sowie fehleranfällig und sehr aufwändig zu verwalten war.

Die neue IT-Umgebung der Elbe-Werkstätten ist weniger komplex als die alte und wird softwaregesteuert und hochautomatisiert verwaltet. Der Administrationsaufwand sank um 80 bis 90 Prozent. Zudem wurde die Abhängigkeit von einzelnen Mitarbeitern reduziert: Während sich mit der Storage-Virtualisierung der alten Umgebung nur ein Mitarbeiter auskannte, können die Verwaltung der neuen Systeme nun mehrere Kollegen übernehmen.

Hohe Workload-Mobilität und einfache Migrationen

Dank der tief integrierten Virtualisierung und dem einfachen Management bieten HCI-Lösungen eine ähnliche Agilität und einen vergleichbaren Automatisierungsgrad wie die Cloud. Unternehmen holen sich mit ihnen Cloud-Funktionalität ins Rechenzentrum und können digitale Dienste schnell ausrollen und anpassen. Sie erweitern ihre Infrastruktur bei Bedarf flexibel durch das Hinzufügen weiterer Appliances oder die Nutzung der Cloud.

Unternehmen können Workloads einfach innerhalb einer HCI-Umgebung verschieben oder in die Cloud und wieder zurück migrieren. Mit hyperkonvergenten Infrastrukturen entsteht eine leistungsstarke und flexible Hybrid Cloud ohne Prozessbrüche, so dass manuelle Anpassungen an Anwendungen überflüssig werden.

Insbesondere die leichte Erweiterbarkeit und die Cloud-Anbindung überzeugten auch Intreal Solutions, einen IT-Dienstleister für die Immobilienbrache, vom HCI-Einsatz. Die bestehende Infrastruktur des Unternehmens skalierte nicht gut, weshalb es auf 24 VxRail-Systeme umstieg. Mit diesen vereinfachte Intreal Solutions das Management seiner IT-Umgebung und verbesserte deren Skalierbarkeit erheblich.

Zeitlich begrenzte hohe Arbeitslasten können nun durch die Anmietung von Compute- und Storage-Ressourcen in der Cloud gut abgefangen werden – steigen die Anforderungen durch neue IT-Services oder neue Kunden langfristig, lässt sich die Umgebung leicht erweitern.

Abbildung 1: HCI-Lösungen wie Dell EMC VxRail vereinen Server-, Storage- und Netzwerk-Hardware in einer kompakten Appliance, die hoch virtualisiert ist und sich einfach verwalten lässt.
Abbildung 1: HCI-Lösungen wie Dell EMC VxRail vereinen Server-, Storage- und Netzwerk-Hardware in einer kompakten Appliance, die hoch virtualisiert ist und sich einfach verwalten lässt.

Als IT-Dienstleister für Immobilien- und Investmentgesellschaften bewegt sich Intreal Solutions in einem stark regulierten Markt und ist auf hohe Sicherheit und Verfügbarkeit der Infrastruktur angewiesen. Beides bieten HCI-Systeme: Durch die tiefe Integration der einzelnen Komponenten gibt es keine Kompatibilitätsprobleme, die zu Fehlern und Ausfällen führen können.

Die Geräte verfügen über eine redundante Stromversorgung und Netzwerkanbindung und können dank integrierter Virtualisierungslösungen problemlos hochverfügbar konfiguriert werden. Die Lösung erlaubt es zudem, Netzwerke zu segmentieren und Workloads zu isolieren sowie virtuelle Security-Appliances und Load Balancer einzurichten.

Mehr Leistung bei geringeren Betriebskosten

HCI-Lösungen bieten überdies ein enormes Einsparpotenzial, weil sie eine Vielzahl einzelner Server, Storage-Arrays und Netzwerkgeräte überflüssig machen. Das spart Platz im Rechenzentrum und senkt sowohl den Stromverbrauch der Infrastruktur als auch den Kühlbedarf. Zudem fallen meist geringere Lizenzkosten an, da Software im Server-Bereich oft auf Basis von Prozessorsockeln oder Prozessorkernen lizenziert wird.

Wie groß die Einsparungen sein können, zeigt die 11880 Internet Services AG. Bei dem vor allem durch seine Telefonauskunft bekannten Unternehmen waren in den vergangenen Jahren durch neue Angebote wie branchenspezifische Portale die Anforderungen an die Infrastruktur deutlich gestiegen, so dass man sich schließlich zu einer Rundumerneuerung entschloss.

Die 11880 Internet Services AG führte ihre zwei bisherigen Rechenzentren an einem neuen Standort zusammen – aus 21 mit Servern vollgepackten Racks wurden sieben Racks. Allein die Stromkosten konnte das Unternehmen dadurch um rund 100.000 Euro pro Jahr senken und die neue Infrastruktur wegen ihrer Effizienz sogar mit dem Label „Green IT“ zertifizieren lassen.

Ingo Gehrke, Dell Technologies

HCI-Lösungen bieten ein enormes Einsparpotenzial, weil sie eine Vielzahl einzelner Server, Storage-Arrays und Netzwerkgeräte überflüssig machen.

Ingo Gehrke, Dell Technologies

Zudem sanken die Lizenzkosten von 200.000 Euro pro Jahr auf 30.000 Euro, weil die Zahl der CPUs im Rechenzentrum von 143 auf zehn reduziert wurde. Dennoch bietet die neue Infrastruktur eine höhere Leistung als die alte und erleichterte es, Teile des 11880-Portals wie geplant in die Cloud zu migrieren.

Die Elbe-Werkstätten, Intreal Solutions und die 11880 Internet Services AG konnten mit HCI-Lösungen ihre Infrastrukturen erfolgreich modernisieren. Sie profitieren nun von gestiegener Leistung bei gleichzeitig niedrigeren Betriebskosten und einer einfacheren IT-Verwaltung mit hoher Automatisierung. Ihre Infrastruktur skaliert problemlos und ist nicht nur besser an die Cloud angebunden als die alten Systeme, sondern bietet selbst eine Flexibilität, wie man sie von der Cloud kennt.

Über den Autor:
Ingo Gehrke ist Senior Director & General Manager Medium Business bei Dell Technologies Deutschland

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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