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Softwaregesteuerter Netzwerkzugang erhöht Firmenagilität

Der softwaregesteuerte Netzwerkzugang automatisiert und orchestriert viele Prozesse rund um das Aufsetzen und Bereitstellen neuer Services in Providernetzen.

Heute ist plötzlich alles Software-defined, vom Netzwerk über das Storage bis zum WANs, genau wie früher, in den 90ern, alles internetfähig war. Internetfähig war ein oft missbrauchter Begriff, mit dem viele alten Wein in neuen Schläuchen verkauften; dasselbe gilt heute für softwaredefiniert. Ob nun softwaredefiniert, internetgetrieben, künstliche Intelligenz oder Maschinenlernen – alle dies gehört zu den abgedroschensten Technologiebegriffen der Gegenwart, verwendet als Köder für Venture-Kapitalisten und zur Beschreibung von Produkten.

Der Begriff softwaredefiniert erklärt sich weitgehend selbst; statt eine Funktion oder Fähigkeit eines Produkts mittels Hardware zu realisieren, wo sie hart verdrahtet und dauerhaft existiert, können Funktionen nun innerhalb einer überlagernden Softwareschicht definiert werden. Diese Strategie macht die Parameter von Produkten oder Systemen flexibler, formbarer und letztlich agiler.

Software in Netzen: Softwarebasierter Zugang als nächstes Stadium

Die aktuellste Entwicklung im Bereich softwaredefinierter Technologien ist der softwaredefinierte Netzwerkzugang. In diesem Artikel bezieht sich der Begriff auf den Zugang zu Carrier- oder Service-Provider-Systemen, beispielsweise zu denen von Internetservice-Providern, Kabelfernseh- und Internet-Providern, Mobilnetzen und so weiter. Softwaredefinierte Lösungen sollen die Komplexität verringern, den aktuellen Status schneller verändern, mehr Kontrolle über die Endpunkte erwirken, die Betriebskosten verringern und die Flexibilität steigern.

Einzig Prozesse auf der rein physischen Ebene sind vielleicht eine Ausnahme, alles andere lässt sich mit Software automatisieren.

In der Netzwerkwelt braucht man noch immer viele manuelle Prozesse, wenn beim Aufsetzen neuer Server auch Netzwerkressourcen und -services bereitgestellt werden. Skripte in Common Language Infrastructure (CLI), Konsolenbefehle und eine Reihe von Fehlerbehebungen, dazu mehrere Wochen oder Monate an Zeit sind nötig, neue Netzwerkservices in Betrieb zu nehmen – und das alles, wo es gleichzeitig nur noch Minuten dauert, eine neue virtuelle Maschine aufzusetzen. Softwaredefinierte Vernetzung behebt diesen Zustand, indem viel der internen Arbeit von einer überlagernden Softwareschicht übernommen wird. Sie ersetzt die manuelle Steuerung der einzelnen Hardwarekomponenten, automatisiert und orchestriert sie.

Der Zugriff auf diese Carrier- oder Service-Provider-Netzwerke wird von den darunterliegenden Systemen entkoppelt und auf eine höhere Ebene verlagert, die automatisiert werden kann. Die automatisierte Bereitstellung neuer Services besteht aus mehreren Schritten – von der Kundenseite bis zum physischen System. Viel Arbeit übernehmen dabei seit dem Aufkommen von softwaredefinierter Technologie Online-Tools. Doch wenn der Kunde auf den Sendeknopf drückt, endet die Automatisierung. Der Rest der typischen Verarbeitungskette verlangt manuelle Eingriffe: die Interpretation durch einen Agenten, das Einspielen der Anfrage ins System, das Weiterreichen an das technische Team zur Ausführung und der Rückversand einer Verifizierung an den Kunden, dass der neue Service nun genutzt werden kann. Deshalb dauert es Wochen oder Monate, einfache Aufgaben wie die Erweiterung der Bandbreite eines MPLS-Schaltkreises auszuführen.

Mit einem softwaregesteuerten Netzwerkzugang sind alle Ressourcen in einer überlagernden Softwareschicht virtualisiert und orchestriert. Sie liegt oberhalb der physischen Geräte. Einzig Prozesse auf der rein physischen Ebene sind vielleicht eine Ausnahme, alles andere lässt sich mit Software automatisieren.

So funktioniert der Software-gesteuerte Netzwerkzugang

In der Welt des softwaregesteuerten Netzwerkzugangs fragen Unternehmenskunden beim Provider an, wenn sie beispielsweise eine neue Funktion oder mehr Bandbreite brauchen. Die Orchestrierungsschicht übernimmt die Aufgabe, programmiert die Funktion automatisch innerhalb der gesamten Verarbeitungskette, testet und verifiziert die Veränderungen und berichtet über alle vorgenommenen Veränderungen. Das spart unglaublich viel Zeit und Betriebskosten ein. Unternehmen und Serviceprovider können so auch von kurzfristigen Umsatzchancen profitieren.

So müssen Firmen, die sich bei Katastropeneinsätzen und am Wiederaufbau beteiligen, nicht mehr sechs Monate zuvor wissen, wo sie IT-Kapazitäten brauchen. In einer Welt des softwaregesteuerten Netzwerkzugangs bestellen sie nur noch über ein Selbstbedienungsportal bei ihren Service-Providern, um auf Anhieb zusätzliche Bandbreite oder Kapazität zu bekommen. Betrachtet man alle kurzfristigen, fast flüchtigen, verpassten Chancen, weil Ressourcen nicht rechtzeitig eingesetzt werden können, wird die Idee des softwaregesteuerten Netzwerkzugriffs noch attraktiver.

Die breite Einführung von 5G-Netzen, Mikroservices und Micro-Slicing, also der kurzfristigen Zuweisung und Wieder-Freigabe von Ressourcen, etwa Rechenleistung oder Bandbreite, steht bevor oder findet schon statt. Diese Technologien zeigen klar, dass die Möglichkeit, Ressourcen weit feingranularer zuzuteilen – insbesondere bezogen auf die Zeit – neue Umsatzmöglichkeiten eröffnet. Carrier und Service Provider brauchen bessere Methoden, um solche Services zu automatisieren. Der softwaregesteuerte Netzwerkzugang ist ein Weg, diese Fähigkeiten in Gewinn umzusetzen.

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