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Digitale Lösungen intensivieren den persönlichen Kontakt

Im Interview erläutert Dr. Christian Elsner von der Universitätsmedizin Mainz, warum das Klinikum auf eine Hybrid-Cloud-Umgebung setzt, um die Datenschutzanforderungen zu erfüllen.

Viele Kliniken und medizinische Einrichtungen befinden sich in einem technologischen Umbruch. Die Digitalisierung von klinischen und medizinischen Prozessen ist dabei eines der zentralen Themen. Da dieser Bereich stark reguliert ist und der Datenschutz von Patienteninformationen und medizinischen Daten eine hohe Priorität hat, ergeben sich besondere Herausforderungen.

Im Interview erläutert Dr. med. Christian Elsner, Kaufmännischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, warum sich das Klinikum für eine Hybrid-Cloud-Umgebung entschieden, um diese Anforderungen zu erfüllen. Hierbei arbeiten Dr. Elsner und seine Kollegen mit IBM zusammen und setzen seit Juni 2021 auf die Cloud-Satellite-Lösung.

Der Mediziner und MBA-Absolvent spricht unter anderem darüber, welche Prozesse damit digitalisiert werden, wo bereits Pilotprojekte laufen und worauf Krankenhausmitarbeiter sowie IT-Mitarbeiter achten müssen, um diese und ähnliche Projekte erfolgreich umzusetzen.

Die Universitätsmedizin Mainz verwendet seit Juni 2021 IBM Cloud Satellite. Warum haben Sie sich für die Cloud-Lösung von IBM entschieden?

Dr. Christian Elsner: Unser Ziel ist es, die Prozesse im Klinikbereich, wo möglich, zu digitalisieren. Allerdings haben wir im Gesundheitsbereich aufgrund der Sensibilität der Daten hohe Auflagen und Richtlinien, was die Sicherheit von Daten und Datenflüssen betrifft. Ein Hybrid-Cloud-Ansatz in Kombination mit der IBM-Cloud-Satellite-Technologie ermöglicht uns, die Daten im eigenen Rechenzentrum zu behalten, aber dennoch moderne Cloud-Services zu nutzen und so die Anforderungen an Sicherheit und Regularien zu erfüllen.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit IBM?

Dr. Elsner: Im Rahmen unserer Projekte zur Digitalisierung arbeiten wir vertrauensvoll mit IBM zusammen. Die Cloud-Technologien von IBM in Kombination mit den Beratungs- und Implementierungskompetenzen machen unsere Transformationsinitiativen und Projekte möglich und so können wir die Patientenversorgung kontinuierlich verbessern. Gemeinsam mit IBM haben wir es geschafft, unsere Lösungen in nur wenigen Wochen umzusetzen und Live zu schalten.

Welche Prozesse im Klinikumfeld sollen digitalisiert werden?

Dr. Elsner: Wir fokussieren uns auf Prozesse, die konkreten Nutzen für unsere Patienten haben. Das beginnt zum Beispiel bei der Terminvereinbarung und Anamnese, also der Zusammenstellung der Gesundheitshistorie für das erste Gespräch mit dem Arzt. Patienten können Fragen zu ihrem vorherigen und aktuellen Gesundheitszustand in aller Ruhe zu Hause beantworten und uns übermitteln. Mit dieser Information können sich unsere Ärzte und Pflegekräfte optimal auf den Patienten vorbereiten. Digitale Lösungen ersetzen den persönlichen Kontakt also nicht, sondern intensivieren ihn.

Können Sie ein, zwei Projekte näher erläutern?

Dr. Elsner: Ein Projekt, auf das wir besonders stolz sind, ist ein speziell für den Klinikbereich entwickeltes Messenger-System, das eine schnelle und sichere Kommunikation für medizinisches Personal über Rechner, Handy oder sonstige Mobile Devices ermöglicht.

Ärzte, Pflegepersonal und Verwaltung können sich über dieses Nachrichtensystem schnell über die aktuelle Situation der Patienten austauschen und Patientendaten vom Klinikinformationssystem einsehen oder auch aktualisieren. Die Sicherheit von personengeschützten Daten hat dabei für die Universitätsmedizin Mainz oberste Priorität und neueste IBM-Technologien ermöglichen einen maximalen Datenschutz. Das Messenger-System wird bisher in einem Pilotprojekt klinikintern eingesetzt, kann aber über OpenShift-Technologien auch in kürzester Zeit auf weitere Kliniken ausgerollt werden.

Als weitere Lösung wurde innerhalb von nur vier Wochen eine App für den Ablauf des COVID-19-Testzentrums der Universitätsmedizin Mainz entwickelt. Über diese Anwendung können Termine vereinbart, Testergebnisse abgerufen sowie die Daten im Rahmen des Testens übersichtlich und einfach verwaltet werden. Die Informationen werden nach dem Test digital an das Labor übermittelt, an die Getesteten kommuniziert sowie automatisch an die Corona-Warn-App weitergeleitet, sofern gewünscht. Für die Optimierung der Impflogistik der Universitätsmedizin Mainz ist im Frühjahr dieses Jahres zudem eine Anwendung live gegangen, die die Prozesse für die Impfterminvergabe digital unterstützt. Diese App ermöglicht es, die SARS-CoV-2-Impfungen des Klinikpersonals schnellstmöglich durchzuführen.

Was sind die technischen und regulatorischen Herausforderungen – Stichwort Datenschutz- und Sicherheitsanforderungen –, wenn man Prozesse im Klinikumfeld digitalisieren beziehungsweise in eine Cloud-Umgebung verlagern möchte?

Dr. Elsner: Die EU-Datenschutz-Grundverordnung, bekannt als DSGVO, gibt Bürgern weitreichende Rechte an ihren Daten. Medizinische Daten sind besonders sensibel und haben einen hohen Schutzbedarf. Wenn man Daten auf fremden IT-Systemen verarbeitet, muss man dem datenverarbeitenden Unternehmen vertrauen, die Daten nicht zu missbrauchen oder ausschließlich verschlüsselte Daten speichern.

Christian Elsner, Universitaetsmedizin Mainz

„Wir fokussieren uns auf Prozesse, die konkreten Nutzen für unsere Patienten haben. Das beginnt zum Beispiel bei der Terminvereinbarung und Anamnese, also der Zusammenstellung der Gesundheitshistorie für das erste Gespräch mit dem Arzt.“

Dr. Christian Elsner, Universitätsmedizin Mainz

Intelligente Prozesse arbeiten auf unverschlüsselten Daten. Es ist einfacher und wirtschaftlicher, sensible Daten im eigenen Rechenzentrum zu verarbeiten, als mit hohem Aufwand und Restrisiko sichere Umgebungen in einer fremden Cloud aufzubauen. Dank der hybriden Cloud-Technologie von IBM steht uns das Beste aus beiden Welten zur Verfügung: Sensible Daten verarbeiten wir im eigenen Rechenzentrum und nutzen die IBM Public Cloud für Daten ohne Personenbezug, zum Beispiel den Gutenbot, der unsere Patienten bereits im Frühjahr 2020 über den richtigen Umgang mit dem Coronavirus informiert hat.

Welche Anforderungen kommen auf das Klinikpersonal zu, wenn Prozesse im klinischen Bereich digitalisiert werden?

Dr. Elsner: Im Prinzip sind es dieselben Anforderungen wie auch in anderen Branchen und Geschäftsfeldern, wo Prozesse digitalisiert werden. Man muss natürlich offen für Veränderung sein und sich mit den neuen Technologien beschäftigen. Natürlich funktioniert auch nicht alles von Beginn an reibungslos und man benötigt Geduld und darf nicht sofort aufgeben. Ich befürworte eine Kultur, die Fehler zulässt und Innovation ermöglicht. Selbstverständlich steht die Sicherheit unserer Patienten und Mitarbeiter dabei an erster Stelle.

Gibt es Pläne, zum Beispiel die Pflegedokumentation oder andere medizinische Bereiche, im Zusammenspiel mit IBM – oder anderen Anbietern – zu digitalisieren?

Dr. Elsner: Aktuell arbeiten wir mit IBM und einem weiteren Unternehmen am Anschluss unserer mobilen Patienten-App an unser Krankenhausinformationssystem. Die eingangs angesprochene Pflegeanamnese ist dabei nur der erste Anwendungsfall. Sobald KIS an die neue Plattform angebunden ist, ergeben sich neue Möglichkeiten der klinikübergreifenden Zusammenarbeit: auf dem Campus der Universitätsmedizin Mainz, mit Krankenhäusern in Rheinland-Pfalz und darüber hinaus.

Welche IT-bezogenen Herausforderungen kommen generell auf Kliniken und medizinische Einrichtungen in den kommenden Jahren zu?

Dr. Elsner: An der Universitätsmedizin Mainz bieten wir unseren Patienten die bestmögliche medizinische Versorgung. Das erfordert interdisziplinäre Zusammenarbeit in Netzwerken wie NUM, dem Forschungsnetzwerk der Universitätsmedizin in Deutschland. Zusammenarbeit braucht Standards auf allen Ebenen: Container-Technologie auf einer zuverlässigen Infrastruktur und semantische Standards wie FHIR, um medizinische Fakten präzise zwischen den Lösungen unterschiedlicher Hersteller austauschen zu können.

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