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Konvergente oder hyperkonvergente Infrastruktur?

Skalierbarkeit, Risikotoleranz und Gesamtkosten unterscheiden konvergente und hyperkonvergente Infrastruktur. Und auch der Anwendungsfall ist ein anderer.

Konvergente und hyperkonvergente Infrastruktur sind sehr ähnliche Bezeichnungen, verfolgen aber sehr unterschiedliche Ansätze und lösen ganz verschiedenartige Probleme.

Eine konvergente Infrastruktur (Converged Infrastructure, CI) reduziert das Risiko einer großen Virtualisierungsbereitstellung. Eine hyperkonvergente Infrastruktur (Hyper-Converged Infrastructure, HCI) stellt eine Neukonzeptionierung der Auslieferung virtueller Maschinen (VM) dar, sie bietet einen vereinfachten Betrieb einer Virtualisierungsplattform. Sowohl konvergente wie auch hyperkonvergente Infrastruktur bieten eine schnellere Umsetzung als die Kombination einer Virtualisierungsplattform aus getrennten Komponenten, die jeweils resultierenden Plattformen haben jedoch unterschiedliche Charakteristika.

Konvergente Infrastruktur

Ein System mit konvergenter Infrastruktur ist für den Betrieb einer bestimmten Anzahl von VMs vorkonfiguriert und kann vom ersten Moment an unmittelbar an ein bestehendes Netzwerk und Stromnetz eines Rechenzentrums angeschlossen werden. Hersteller bieten solche Systeme mit Storage Array, einigen Servern, Netzwerk-Switches und allen benötigten Kabeln und Adaptern an. Die so entstehenden Systeme und Komponenten werden vom Anbieter vor der Auslieferung getestet. Sie haben dabei jeden Aspekt dieses Prozesses unter Kontrolle, bis hin zur zertifizierten Firmware und Treibern für jedes Teil.

Ein kleines System konvergenter Infrastruktur kann vielleicht die Hälfte eines Rack-Schranks in einem Rechenzentrum einnehmen. Die größte Ausbaustufe liegt in etwa bei fünf komplett belegten Rack-Schränken. Normalerweise enthält eine Bereitstellung auch Dienstleistungen des Anbieters, die mit jedem Update anwachsen. Das Ziel der CI ist die Verminderung des Risikos bei der Bereitstellung einer Virtualisierungsplattform, indem der Anbieter den Aufwand von Entwurf und die Unterstützung eines Systems auf mehrere Kunden verteilt. Der Skalierungseffekt findet also nicht vor Ort beim Kunden statt, denn für eine Erweiterung der Kapazität müssen Unternehmen zusätzliche Systeme konvergenter Infrastruktur zukaufen.

Hyperkonvergente Infrastruktur

Systeme hyperkonvergenter Infrastruktur werden um einen einzelnen x86-Server herum aufgebaut. Eine Gruppe von Systemen wird als Cluster kombiniert, den Unternehmen durch Hinzufügen oder Entfernung von Systemen vergrößern oder verkleinern können.

HCI legt seinen Schwerpunkt auf die Vereinfachung der Verwaltung von VMs. Auch irgendeine Variante von Backup- und DR-Funktionalität (Disaster Recovery) ist in der Regel enthalten (viele hyperkonvergente Produkte setzen dafür auf die Public Cloud).

Ein deutliches Merkmal eines Systems hyperkonvergenter Infrastruktur ist, dass die hauseigenen IT-Fachleute den Großteil der Funktionen ausführen können, statt hierfür auf externe Mitarbeiter des Anbieters angewiesen zu sein. Dies gilt schon von der ersten Bereitstellung an und bis hin zum Hinzufügen von Nodes und dem gesamten Update-Prozess.

Konvergent oder hyperkonvergent?

Wenn Sie entscheiden müssen, ob Sie eine konvergente oder eine hyperkonvergente Infrastruktur einsetzen, sollte Ihr erster Gedanke der Skalierung gelten. Ein halbes Rack mit VI-Systemen betreibt mehr als 100 VMs, fünf vollständig belegte Racks reichen sogar für mehrere Tausend VMs. CI ist kein Thema für kleine und mittlere Betriebe. Sie gehört in die Konzernwelt.

Der zweite Aspekt der CI ist die Reduzierung des Risikos, selbst auf die Gefahr höherer Kosten hin. Sämtliche professionellen Dienstleistungen im Dunstkreis der CI sind Bereiche, in denen der Anbieter für die Reduzierung des Kundenrisikos bezahlt wird. Unternehmen erwerben CI, um garantierte Ergebnisse zu erhalten. Naturgemäß finden sich solche Ansätze daher in risikoscheuen Industrien wie bei Banken, Versicherungen, Behörden und Gesundheitswesen.

Systeme hyperkonvergenter Infrastruktur sind bei Unternehmen beliebt, die keinen Gedanken an die Hardware und Software verschwenden wollen, die zum Betrieb ihrer virtuellen Maschinen erforderlich ist. Diese Unternehmen wollen eine Armada an VMs mit minimalem Aufwand betreiben, denn ihre Wertschöpfung liegt eher in den Anwendungen innerhalb dieser VMs als in den Servern, mit deren Hilfe sie betrieben werden. HCI ist ideal geeignet für Scale-Out-Workloads wie VDI oder nichtproduktive Anwendungen wie Entwicklung und Testen.

Einige Systeme hyperkonvergenter Infrastruktur arbeiten nur mit einem oder zwei Nodes an einem Standort. Das macht sie besonders geeignet für Remote-Zugriff oder Bereitstellung für Zweigstellen (insbesondere bei einer großen Anzahl an Zweigstellen, wie im Einzelhandel). Der HCI immanente Datenschutz ist in solchen Szenarien sehr beliebt, denn er vermindert das Risiko des Datenverlusts in der Filiale und ermöglicht in Einzelfällen sogar, dass eine Filiale Disaster Recovery für eine andere Zweigstelle bereitstellt.

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