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Bei der Arbeit geht es nicht nur um Produktivität oder Geld

Die Pandemie hat Arbeitnehmer und -geber vor viele Herausforderungen gestellt und führt nun zu zahlreichen Veränderungen in der Arbeitswelt, von denen Firmen profitieren können.

Schon seit der industriellen Revolution wird die Leistung der Arbeitnehmer an der Produktivität gemessen. Aber...

so wie wir nicht mehr in den Textilfabriken des 18. Jahrhunderts schuften, hat sich auch die Art der Arbeitsleistung verändert. Und wir fangen erst jetzt an, die längerfristigen Veränderungen zu verstehen, die die Pandemie für die Beschäftigung mit sich bringt.

Während einige Unternehmen auf eine Rückkehr ins Jahr 2019 drängen, indem sie die Produktivität ihrer Mitarbeiter aus der Ferne überwachen und eine vollständige Rückkehr ins Büro anordnen, bin ich der Meinung, dass die bekannte Aussage, dass die Mitarbeitenden mit weniger mehr leisten, sich nachteilig auf Vertrauen und Kultur auswirken kann – ganz zu schweigen von Burnout und Mitarbeiterbindung.

Bei meiner Arbeit als Director, Pre-Sales Solution Engineering geht es viel darum, Kennzahlen zu analysieren und OKR (Objectives and Key Results) für die Mitarbeitenden zu definieren, damit das Team, sowie individuelle Zielumsetzungen gemessen werden können. Aber nicht alles lässt sich quantifizieren und muss es auch nicht. Heutzutage gehören zu einem modernen Führungsstil auch Mitarbeitende auf ihrem Karriereweg zu fördern, transparent zu kommunizieren, die Technologien richtig einzusetzen und durch emotionale Intelligenz zu motivieren als auch zu inspirieren. Bei der Arbeit geht es nicht nur um Produktivität. Es geht nicht einmal nur um Geld. Es sind Sinn und Kultur, die den Tag bestimmen.

Erwartungen der Mitarbeiter verschieben sich 

Nach der Erfahrung von mehr als zwei Jahren Telearbeit haben viele Arbeitnehmende weniger Toleranz für die traditionelle Büroarbeit, bei der sie eine feste Anzahl von Stunden aufwenden müssen, um ihren Vorgesetzten zu beweisen, dass sie ständig beschäftigt sind. Sie wollen nicht zur Arbeit pendeln, nur um E-Mails zu beantworten oder an Besprechungen von zweifelhafter Bedeutung teilzunehmen. Natürlich kann die Arbeit im Büro und die persönliche Zusammenarbeit auf vielen Ebenen von Wert sein, aber die Arbeit, ob zu Hause oder im Büro, muss einen Sinn und eine persönliche Bedeutung haben, die über die wiederholte Rechtfertigung des eigenen Gehalts durch die Demonstration von Produktivität im Alleingang hinausgeht.

Bedeutungsvolle Arbeit: Mehr als Fleißarbeit

Ein modernerer Ansatz zur Ergebnisverbesserung mag sich gut anhören, aber er basiert auf soliden wirtschaftlichen Überlegungen: Wenn das größte Kapital eines Unternehmens seine Mitarbeitenden sind, sollten Führungskräfte bestrebt sein, dieses Kapital auf die wertvollsten Ziele des Unternehmens auszurichten. Indem sie die Mitarbeitenden direkt mit den wichtigsten Unternehmenszielen in Verbindung bringen, schaffen Führungskräfte eine Kultur, die strategischer, sinnvoller und kreativer Arbeit Vorrang einräumt. Wenn die Mitarbeitenden befähigt sind, proaktiv zusammenzuarbeiten und mit ihrer Arbeit zufrieden sind, wird das Unternehmen florieren.

Um dies zu erreichen, müssen sich Führungskräfte die Mühe machen, ihre Mitarbeitenden und deren Arbeitsweise wirklich kennen zu lernen. Was tun die Mitarbeitenden in ihren Funktionen und welche Prozesse nutzen sie für ihre Arbeit? Dazu gehört auch, zu untersuchen, wie lange es dauert, bestimmte Aufgaben zu erledigen. Und die Technologien zu inventarisieren und zu bewerten, die die Mitarbeitenden zur Ausführung dieser Prozesse einsetzen.

Dann kann die Prozesseffizienz durch Strategie, Neukalibrierung und Implementierung neuer Technologien optimiert werden. Automatisierungssoftware kann Prozesse verbessern und im besten Fall einen Prozess sogar ganz überflüssig machen. Das ideale Ergebnis sowohl für das Unternehmen als auch für die Mitarbeitenden ist die Abschaffung von nicht wertschöpfenden Aufgaben, die Teil der Arbeit der Mitarbeitenden sind.

Automatisierung als Ergänzung, nicht als Ersatz

Neue Technologien müssen Mitarbeiter nicht ersetzen, sondern können die Teamarbeit und die Sichtbarkeit der Mitarbeitenden untereinander unterstützen. Automatisierung schafft Raum für Menschen, die sich konzentrieren, etwas schaffen und etwas aufbauen wollen.

Cosima von Kries, Nintex

„Wenn das größte Kapital eines Unternehmens seine Mitarbeitenden sind, sollten Führungskräfte bestrebt sein, dieses Kapital auf die wertvollsten Ziele des Unternehmens auszurichten. Indem sie die Mitarbeitenden direkt mit den wichtigsten Unternehmenszielen in Verbindung bringen, schaffen Führungskräfte eine Kultur, die strategischer, sinnvoller und kreativer Arbeit Vorrang einräumt.“

Cosima von Kries, Nintex

Ziel ist es, die Kultur und die Zielsetzung immer wieder zu verbessern. Jedes Jahr kann eine Organisation neu bewerten, was die Mitarbeitenden tun, die Prozesse, die sie befolgen, besser verstehen und feststellen, ob sie die richtige Technologie zur Unterstützung dieser Prozesse einsetzen.

Das Engagement für eine kontinuierliche Prozessverbesserung kann sich direkt auf wichtige Unternehmenskennzahlen wie Mitarbeiterzufriedenheit, unternehmensübergreifende Zusammenarbeit und Wachstumschancen auswirken. Diese Prioritäten fördern nachweislich die langfristige Produktivität und Mitarbeiterbindung.

Die Zukunft der Arbeit liegt nicht im Abhaken von Kästchen

Produktivitätskennzahlen sind im Grunde genommen eine Führung durch Angst. Wenn Unternehmen mit Angst führen, erreichen sie nur das Minimum.

Bei der Arbeit geht es nicht darum, etwas zu tun. Es geht um gemeinsame Ziele, kollektives Handeln und das Vorantreiben des Fortschritts. Es obliegt den Führungskräften, über kurzsichtige Produktivitätskennzahlen hinauszublicken, etwas Größeres anzustreben und die Instrumente und Verfahren einzuführen, die es ihren Mitarbeitenden ermöglichen, eine sinnvolle und befriedigende Arbeit zu leisten.  

Über die Autorin: Cosima von Kries ist Director, Pre-Sales Solution Engineering EMEA bei Nintex. Seit mehr als 6 Jahren ist sie in der IT-Branche tätig und engagiert sich im Women in Tech Umfeld. Ihr Spezialgebiet ist Prozessautomatisierung. Sie verfügt über umfangreiches Wissen, wenn es um die Nintex, Salesforce und Microsoft 365 Produkt-Plattformen geht sowie digitales Prozessmanagement und Prozessoptimierung. Von Kries spricht regelmäßig auf internationalen Technologiekonferenzen, ist aktive Mentorin für Frauen in technischen Führungspositionen und steht Kunden/Partnern bei technischen Fragestellungen sowie strategischen Herausforderungen mit Rat und Tat zur Seite.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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