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Versuch der Neupositionierung: Arcserve fusioniert mit StorageCraft

Am hart umkämpften Backup & Recovery-Markt werden die Karten neu gemischt. Mit dem Merger von Arcserve und StorageCraft versuchen beide Firmen eine stabilere Position einzunehmen.

Die Unternehmen Arcserve und StorageCraft haben bekannt gegeben, eine Fusion anzustreben. Die dafür notwendigen Unterlagen wurden bereits unterschrieben und sollen in den nächsten zwei bis vier Wochen bestätigt werden. Der Zusammenschluss soll eine bessere Marktdurchdringung und Marktposition bringen.

„Der Merger bringt beide Firmen auf die Top-5-Position im Data-Protection-Bereich,“ sagt Tom Signorello, CEO bei Arcserve. „Darüber hinaus können wir jetzt eines der umfassendsten Portfolios am Markt für Business Continuity bieten.“

Vor allem das Expansionspotential wird von beiden Unternehmen als vielversprechend angesehen. „Gemeinsam erreichen wir mehr geografische Regionen als zuvor,“ hebt Signorello hervor. „Unsere Partner und Distributoren werden unmittelbare Geschäftsvorteile bemerken. Zudem haben wir unser Geschäftsmodell flexibler gestaltet, so dass den Kunden statt Lizenzen nun ein Abonnementsystem zur Verfügung steht.“ Auch Douglas Brocket, Präsident bei StorageCraft sieht diese Vorteile: „Die Fusion eröffnet uns eine enorme globale Präsenz, Skalierung und globale Diversifizierung.“ Beide Unternehmen sind zu 100 Prozent aufs Channel-Geschäft fokussiert und arbeiten in einigen Fällen mit den gleichen Partnern zusammen.

StorageCraft wird zunächst mit unter dem Schirm von Arcserve als „StorageCraft, a Arcserve company“ geführt. Ob sich dies langfristig ändert wird, konnten weder Signorello noch Brocket ausschließen oder verneinen. Darüber betonen beide Seiten, dass das Portfolio durchgehend ergänzend und nicht redundant sei, was also auch nicht zu größeren Jobverlusten bei der Belegschaft führen soll. Tom Signorello wird weiterhin den Posten des CEO einnehmen, dann für die zusammengewachsene Firma, während Brocket den Job des Präsidenten behalten wird. Laut Signorello wird der Merger in kürzester Zeit abgeschlossen sein, denn wenn die Erlaubnis für den Merger in zwei bis vier Wochen vorliegt, sollte es nur Tage brauchen bis zum endgültigen Zusammenschluss. Die Ankündigung fällt mit dem Ende des Geschäftsjahres von StorageCraft zusammen.

Kommentar: Ein Ringen um Marktdurchdringung und Marktposition

Der Enthusiasmus und die positive Zukunftssicht beider Unternehmen täuscht allerdings nicht darüber hinweg, dass diese Zweckehe geschlossen wird, um in einem immer härter umkämpften Markt ein Mehr an Anteilen zu erringen. Beide Unternehmen sind privat geführt, weswegen Geschäftszahlen nicht zur Verfügung stehen. Signorello gab allerdings an, dass Arcserve im Jahr 2019 um 9 Prozent und in 2020 um 12 Prozent gewachsen sei. Zum Vergleich: Veeam meldete einen Zuwachs von 22 Prozent im Jahr 2020.

Arcserve hat seine bewährte UDP-Lösung im Portfolio, bietet Ransomware-Schutz im Bundle mit Sophos und kann eine Integration mit Azure und AWS bieten. Der Fokus liegt auf mittelgroßen bis Fortune-500-Unternehmen.

StorageCraft ist die kleinere Firma, bietet aber wichtige geografische Reichweiten, die Arcserve fehlen. Zum Produktangebot gehören eine konvergente Scale-Out-Speicherplattform, eine Data-Protection-Lösung sowie Backup-Angebote für SaaS-Dienste wie MS 365 oder G Suite, Disaster Recovery as a Service (DRaaS) und ein einheitliches Management. 2017 übernahm StorageCraft die Firma Exablox, deren Produkt die Basis für das Scale-Out-Storage ist. Zu Wachstums- oder Geschäftszahlen machte Brocket keine Angaben, wies aber darauf hin, dass nach der letzten Funding-Runde von 187 Millionen US-Dollar 2016 das Unternehmen profitabel arbeite.

Das Problem liegt darin, dass der Markt für Data Protection und Backup & Recovery bereits von vielen Anbietern bespielt wird. Veeam, Commvault, Rubrik, Cohesity oder Arconis sind nur einige. Man muss kein Hellseher sein, um zu erahnen, dass ein Merger für zwei Firmen, die vielleicht geschäftlich nicht so erfolgreich sind wie andere Konkurrenten, eine gute Idee zu sein scheint. Das Portfolio ähnelt sich zwar in einigen Bereichen, dürfte aber nicht zu all zu großem Angebotskannibalismus führen. Allerdings gehört bei dem stark gesättigten Markt ein wenig mehr dazu als ein Schulterschluss und gemeinsamer Gleichschritt, um die Konkurrenz einzuholen oder gar abzuhängen. Vielmehr geht es darum mit innovativen Lösungen als erster am Markt zu sein, und das konnten beide Firmen nicht immer liefern. Solide Produkte, gute Preismodelle und eine von sich begeisterte Geschäftsführung können ein Unternehmen ein Stück weit voranbringen, ob der Atem für den ganze Weg reicht, ist damit nicht gegeben.

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