VMware Forum: VMware will weiter rein – Anwender wieder raus

Eines der beherrschenden Themen auf dem VMware vForum war die Kooperation mit AWS und das VMware Cloud-Portfolio. Analysten betrachten die Strategie skeptisch.

Die deutsche VMware-Vertretung präsentierte in diesem Jahr ein breit gefächertes Themenspektrum auf dem VMware Forum (vForum). Das reichte von IoT über digitale Arbeitsplätze bis hin zu Cloud Computing.

Bei den Keynotes standen Vorträge der Partner im Vordergrund: 85 Prozent der gesamten Keynote-Zeit entfielen auf deren Präsentationen und nur 15 Prozent nutzte VMware für sich selbst. Hierbei lag der Schwerpunkt auf Desktop-Umgebungen.

Das lag aber nicht daran, dass hier die wichtigsten Neuheiten zu verkünden waren, sondern hatte einen organisatorischen Grund. So stand die langjährige Country-Managerin von VMware, Annette Maier, nicht mehr zur Verfügung. Statt ihr sprang Ralf Gegg ein. Er ist Senior Director für Enduser Computing bei VMware in der CEMEA-Region.

VMware on AWS: Top oder Flop?

Auf dem vForum ging es ansonsten vor allem um Cloud Computing. Das lag vor allem daran, dass VMware seit Oktober 2016 mit VMware Cloud on AWS wieder ein Cloud-Angebot im Portfolio hat. Dabei werden von VMware spezielle Bare Metal Instances von Amazon als Cloud-Plattform genutzt – trotzdem besteht kein Vertragsverhältnis mit AWS, da alles von VMware angeboten wird. Für VMware ist das ein erneuter Versuch, sich im umkämpften Cloud-Markt zu etablieren, nachdem der Versuch mit der eigenen vCloud Air gescheitert ist.

Dabei muss VMWare die allgemeine Massenflucht in die Cloud gar nicht fürchten. Im Gespräch bestätigt der Deutschland-Chef von Dell EMC, Christian Winterfeld, die Aussage seines US-Kollegen Jeff Clarke, dass immer mehr Unternehmen der Cloud den Rücken kehren.

Nur mit guten Tools und einem rigorosem Cloud-Management können die Kosten und der Anwendungsnutzen von Cloud Computing realisiert werden.
Milind GovekarVice President und Research Director, Gartner

„Viele Großunternehmen in Deutschland verfügen über eine solide On-Premises-Infrastruktur. Für sie ist es billiger, eine relativ gleichbleibende Compute-Leistung inhouse zu betreiben, statt sie in die Cloud auszulagern“, berichtete er über seine Kundenerfahrungen.

Das Pendel schlägt zurück

Auch andere Anbieter im Cloud-Umfeld sehen einen solchen Trend bei der Cloud-Nutzung. „Viele Unternehmen sind entsetzt, wenn sie ihre ersten Cloud-Rechnungen bekommen, denn diese sind oft weitaus höher als veranschlagt“, sagt Markus Biesinger, Systems Engineer beim Systemintegrator Nutanix. Viele seiner Kunden würden inzwischen nachrechnen, ob sich Cloud Computing wirklich lohnt. „Die Ergebnisse dieser Analysen fallen immer häufiger zugunsten einer On-Premises-Lösung aus.“

Ein solcher Fall ist die englische University of Reading. Für ihre Forschungsprojekte im Bereich der Metrologie benötigt die Universität häufig wechselnde Computerleistung – also eigentlich ein typischer Fall für die Cloud. Die Wahl fiel auf Microsoft Azure. „Wir starteten zunächst mit einigen typischen Forschungsprojekten und alles verlief nach Plan“, sagt Ryan Kennedy, IT-Chef für den akademischen Bereich. „Doch dann kam die Rechnung und löste eine Schockstarre aus.“

Cloud-Angebot: Im Paket unattraktiv

Seiner Ansicht nach lag die Kostenexplosion an einer überzogenen und unnötigen Nutzung der verfügbaren Ressourcen. „Wenn man einem Forscher sagt: ‚Hier hast du uneingeschränkte Computerleistung‘, dann wird gekauft, gekauft, gekauft – wir konnten das einfach nicht mehr managen“, erläutert er seine Cloud-Erfahrungen und die Gründe für die Rückkehr zur On-Premises-Lösung.

Zur Entlastung der Forscher weist Kennedy darauf hin, dass die Cloud-Anbieter ihre Ressourcen gebündelt anbieten, zum Beispiel immer eine Kombination von Computerleistung und Memory. „Wir haben häufig Anwendungen, die viel Hauptspeicher benötigen, aber nur einen schwachen CPU, der maximale Hauptspeicher ist aber nur im Bundling mit High-Performance-CPUs erhältlich und entsprechend teuer“, lautet Kennedys Kritik an den Cloud-Angeboten.

Als Alternative entschieden sich Kennedy und seine Mitarbeiter für eine Inhouse-Hyper-Converged-Infrastructure, bestehend aus VxRail von Dell EMC und Nutanix. Gestartet wurde mit fünf Nodes – inzwischen sind es 33. Damit hat Kennedy nicht nur die IT-Systemstruktur unter Kontrolle, sondern auch die Kosten.

 Milind Govekar, Vice President und Research Director bei Gartner
Abbildung 1: Milind Govekar, Vice President und Research Director bei Gartner

Gartner: Cloud nicht immer am günstigsten

Kennedys Erfahrungen decken sich mit den Beobachtungen vieler Analysten. „Der Satz ‚Mit der Cloud lässt sich immer Geld sparen‘ gehört zu den größten Mythen der gegenwärtigen IT-Welt“, sagt Milind Govekar, Vice President und Research Director bei Gartner. Seiner Ansicht nach ist genau das Gegenteil der Fall: „Nur mit guten Tools und einem rigorosem Cloud-Management können die Kosten und der Anwendungsnutzen von Cloud Computing realisiert werden.“

Unternehmen, die ihre Cloud-Implementierung nicht proaktiv managen, geben laut Govekar mindestens 25 Prozent mehr aus im Vergleich zu On-Premises. Die Gründe für die Kostenexplosion sieht er ähnlich wie bei der Universität, wonach die Flexibilität der Cloud zu einem Overkill bei der Nutzung führt. „Viele Nutzer geben die Instances nicht sofort zurück, und die Entwickler neigen dazu, sich immer die leistungsfähigsten Instances anzumieten“, lautet seine Begründung für die hohen Kosten.

Cloud: Zenit überschritten

Dass das Cloud-Pendel zurückschlägt, zeigt sich auch an Gartners Hype-Cycle, wo alle Cloud-bezogenen Trends inzwischen ihr Zenit überschritten haben. Trotzdem sehen die Gartner-Experten kein generelles Ende bei der Cloud-Adaption.

„Dass die Kosten im Moment explodieren, ist ein temporäres Management-Problem. Mittelfristig wird man das mit modernen Tools in den Griff bekommen, denn Cloud Computing bietet auch dann noch viele Vorteile, wenn es nicht unbedingt billiger ist“, sagt Gartners Research Director Philip Dawson.

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