Netzwerk-Routing: Was ist der Unterschied zwischen MPLS und VPLS?

Bei der Netzwerk-Performance ähneln sich Virtual Private LAN Services (VPLS) und Multiprotocol Label Switching (MPLS). Es gibt aber Unterschiede.

Ich habe kürzlich die WAN-Service-Beschreibung (Wide Area Network) meines Unternehmens neu geschrieben. Dabei musste ich im Hinterkopf behalten, dass für das IT-Management MPLS (Multiprotocol Label Switching)und VPLS (Virtual Private LAN Services) oftmals zwei unterschiedliche und separate Produkte sind. Das sind sie zwar auch, allerdings basieren sie zum Großteil auf derselben Technologie.

Multiprotocol Label Switching sagt man nach, das es zwischen Layer 3 (meist einfach als MPLS bezeichnet) und Layer 2 Services liegt. Daher wird es oft auch als „Layer 2,5 Protokoll“ bezeichnet. Zu Layer 2 gehören dann VPLS und Virtual Leased Line (VLL), die Pseudowire-Punkt-zu-Punkt- und Multipoint-Verbindungen bietet. Am Anfang hat man MPLS mit der Intention geschaffen, die Routing-Performance zu erhöhen, die durch eine Kombination aus geringer CPU-Leistung und einer immer weiter wachsenden Anzahl an Routing-Tabellen in Mitleidenschaft gezogen wurde. Im Laufe der Zeit hat sich MPLS immer weiter entwickelt und stellt inzwischen auch so genanntes Traffic Engineering zur Verfügung. Damit können Provider das Maximum ihren Ressourcen herausholen.

Wenn wir uns einmal ansehen, wie Ihr Unternehmen von MPLS gegenüber VPLS profitieren könnte, dann sind folgende Punkte entscheidend:

  • Layer 2 VPLS bietet verschiedene Ende-zu-Ende-Möglichkeiten, erlaubt dem Unternehmen aber auch, das Routing selbst zu managen. Das könnte dann wichtig sein, wenn Sie ein Protokoll nutzen möchten, das nicht im Layer-3-Angebot des Providers unterstützt wird.
  • Layer 2 Services ermöglichen die nahtlose LAN-Erweiterung. Anders gesagt würden damit zwei Büros an unterschiedlichen Orten so aussehen, als befänden sie sich im gleichen LAN. Ein guter Anwendungsfall für dieses Szenario ist zum Beispiel Cloud Computing. Stößt eine Ihrer Einrichtungen an Kapazitätsgrenzen, können Sie einfach eine andere nutzen.
  • Layer 3 MPLS ist auch als Virtual Private Routed Network oder VPRN bekannt. Es stellt im Grunde genommen vorgefertigte Leistungsmerkmale zur Verfügung. Service-Provider unterstützen diesen Standard-Service mithilfe eines nationalen oder globalen Netzwerks.

Benötigt Ihr Netzwerk Layer 3 Routing, dann ist MPLS im Idealfall eine gute Gelegenheit, die Routing-Anforderungen an den Service-Provider auszulagern. Somit kann sich Ihr IT-Team auf die Schlüssel-Bereiche im Business konzentrieren. Realistisch gesehen benötigen moderne Netzwerke eine Vielfalt an Leitungsmerkmalen. Dazu gehören Layer-3- und Layer-2-Services wie zum Beispiel VPLS, VLL und echte Fibre-Dienste. Denken Sie zum Beispiel an Metropolitan Area Networks (MAN) und Büros, die sich in der Regel nicht weit voneinander entfernt befinden. Diese Büros wären mit dedizierten Short-Haul-Fibre- oder VLL-Services gut bedient. Im Gegensatz dazu würde das WAN am besten mithilfe der globalen oder nationalen Leistungsmerkmale der Service Provider bedient, indem sie die kompletten Produkt-Leistungsfähigkeiten von VPLS oder MPLS ausnutzen.

Allgemein wird die Diskussion über MPLS gegenüber VPLS immer seltener geführt. Das Ziel ist es heutzutage, die Business-Anforderungen mit den Produkten und Services abzugleichen, die am besten für den jeweiligen Business Case geeignet sind. Moderne Service-Provider bieten solch eine große Bandbreite an Leistungsmerkmalen an, dass eine einzelne Lösung den Business-Ansprüchen oftmals nicht genügt. Die meisten Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, setzen daher auf hybride Netzwerke, die sowohl Layer-2- als auch Layer-3-Leistungsmerkmale bieten.

Sowohl MPLS als auch VPLS unterstützen QoS-Optionen (Quality of Service) für Applikationen. Deswegen ist die Performance zwischen MPLS und VPLS auch kein Grund zur Sorge, auch nicht bei geschäftskritischen Anwendungen, die sensibel auf Verzögerungen oder Latenz reagieren. Bei der Diskussion zwischen MPLS und VPLS sollten wir außerdem eine weitere Option nicht außer Acht lassen, mit der Unternehmen die Kapazität ihrer MPLS-Netzwerke erweitern: IPSec-basierte VPNs.

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