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Patch- und Schwachstellen-Management: Worauf es ankommt

Patch- und Schwachstellenmanagement sind Disziplinen mit Ähnlichkeiten und doch unterschiedliche Prozesse. Wird eines vernachlässigt, sind Unternehmen anfälliger für Bedrohungen.

Die Begriffe Patch-Management und Schwachstellenmanagement werden oft austauschbar verwendet, sie bezeichnen aber zwei verschiedene Prozesse. Im Folgenden werden die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede zwischen Patch- und Schwachstellenmanagement herausgearbeitet sowie warum beide für die Endpunktsicherheit unentbehrlich sind.

Eine erste Antwort auf die Frage nach den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Patch- und Schwachstellenmanagement liefert eine Gegenüberstellung der Definitionen der beiden Prozesse sowie deren Zwecke.

Patch-Management ist der Prozess des Findens, Testens und Bereitstellens von OS- oder Anwendungs-Patches zu Endpunkten. Diese Patches stellen sicher, dass Geräte die neuesten Versionen von Betriebssystemen und Anwendungen verwenden. Patches sorgen dafür, dass die Endpunkte sicher und auf dem neuesten Stand sind und ordnungsgemäß funktionieren. Bei Patches geht es allerdings nicht nur um die IT-Sicherheit, sondern auch um neue Features, Verbesserungen und die Beseitigung von Bugs.

Schwachstellenmanagement ist hingegen der Prozess der Identifizierung, Organisation und Behebung von Schwachstellen. Bleiben Schwachstellen unentdeckt und werden nicht behoben, so steigt das Risiko für Cyberangriffe. Im Gegensatz zum Patch-Management dient das Schwachstellenmanagement nur dem Zweck, Endpunkte vor eben jenen Schwachstellen und Cyberangriffen zu schützen.

Um die Ähnlichkeiten und die Unterschiede zwischen Patch- und Schwachstellenmanagement genauer herauszufinden, lohnt es sich, ihre Lebenszyklen miteinander zu vergleichen.

Der Lebenszyklus des Schwachstellenmanagements umfasst folgende Kernfunktionen: die Schwachstellen finden und erkennen, sie entsprechend analysieren und überwachen und sie dann beheben und überprüfen, dass die Sicherheitslücke wirklich behoben wurde.

Beim Patch-Management-Lebenszyklus ist die Vorgehensweise anders. Hier wird zuerst eine IT-Bestandsaufnahme erstellt und die Patches darauf basierend priorisiert. Als nächste Schritte werden Patch-Richtlinien geschaffen und die Patch-Systeme überwacht und getestet. Die IT-Abteilung stellt dann die Patches bereit und erstellt Patch-Berichte und Dokumentation.

Was haben Patch- und Schwachstellenmanagement gemeinsam?

Patch-Management und Schwachstellenmanagement haben einige Lebenszyklus-schritte, wie zum Beispiel die Kategorisierung, gemeinsam. Sie ist wichtig, damit beide richtig funktionieren. Für eine erfolgreiche Erkennung und Behebung von Schwachstellen von Betriebssystemen und Drittanwendungen ist eine reibungslose Zusammenarbeit mit technisch und personell gut abgestimmten Prozessen besonders wichtig.

Für das Schwachstellenmanagement verwenden IT-Abteilungen die Kategorisierung, um Schwachstellen anhand ihrer Schwere zu bewerten und zu organisieren. Dies hilft bei der Bestimmung, welche Schwachstellen zuerst angegangen werden müssen.

Beim Patch-Management werden Patches kategorisiert und organisiert. So können IT-Teams ermitteln, welche Patches sofort eingesetzt werden müssen. Die Erfassung aller IT-Assets in einer stets aktualisierten Übersicht sowie auf das Unternehmen zugeschnittene Kategorisierung und Priorisierung sind sowohl für das Patch Management als auch für das Schwachstellenmanagement kritisch.

Auch die Überwachung ist ein gemeinsamer Schritt beim Patch-Management und beim Schwachstellenmanagement. Von RMM (Remote Monitoring & Management) bis hin zu Patch-Management erfordert fast jeder IT-Prozess irgendeine Form von Monitoring.

Beim Patch-Management dient die Überwachung nicht nur dazu, den Patch-Prozess zu verwalten, sondern auch nach neuen Patches oder Schwachstellen von Anbietern Ausschau zu halten. Für das Schwachstellenmanagement hat Überwachung eine andere Bedeutung: Dabei werden Systeme kontinuierlich überwacht, um Schwachstellen sofort nach ihrem Auftreten zu erkennen.

Auch die Überprüfung ist ein wichtiger Aspekt sowohl beim Patch-Management als auch beim Schwachstellenmanagement. Nachdem eine Schwachstelle behoben worden ist, muss erst überprüft werden, ob der Schritt auch erfolgreich abgeschlossen wurde. Ähnlich läuft es beim Patch-Management: Während des Patch-Prozesses können IT-Administratoren nicht sicher sein, dass ein Patch ordnungsgemäß installiert wurde, bis sie eine entsprechende Bestätigung erhalten.

Was sind die wesentlichen Unterschiede zwischen Patch-Management und Schwachstellenmanagement?

Drei Lebenszyklusschritte sind sowohl für das Patch-Management als auch für das Schwachstellenmanagement charakteristisch. Einer davon ist das Erstellen von Patching-Policies. Beim Patch-Management müssen Patch-Richtlinien erstellt werden. Diese Richtlinien bestimmen unter anderem, welche Geräte gepatcht werden sowie wann und wie oft sie gepatcht werden. Diesen Schritt gibt es nur innerhalb des Patch-Management und nicht innerhalb eines Schwachstellenmanagement-Lebenszyklus.

Anders verhält es sich mit der Analyse von Schwachstellen. Dieser Schritt ist für das Schwachstellenmanagement entscheidend, ist jedoch kein Teil des Patch-Management-Prozesses. Das Schwachstellenmanagement nutzt in der Regel sogenannte Schwachstellenscanner, um Scans der IT-Systeme durch. Diese Scans werden natürlich bei Weitem nicht mit derselben Häufigkeit gemacht.

Auch in der Implementierung von Lösungen unterscheiden sich die beiden Prozesse. Obwohl sich einige Schwachstellen nur durch die Einführung eines Patches beheben lassen, kann ein Schwachstellenmanagement-System auch andere Methoden einsetzen. Dabei gibt es eine Vielzahl an Schwachstellen jenseits der klassisch mit dem Patch Management verbundenen Updates von Betriebssystemen und Drittapplikationen, zum Beispiel Fehlkonfigurationen, Firmware Updates, Open Source Schwachstellen, unsichere Programmierpraktiken und so weiter. Außerdem konzentriert sich das Patch-Management ausschließlich auf das Bereitstellen von Patches oder Upgrades und sonst nichts.

Andre Schindler, NinjaOne

„Unternehmen sollten einen risikobasierten Ansatz für das Patch-Management in Betracht ziehen, um Schwachstellen effektiv und schnell zu beheben. Auch die Priorisierung der Schwachstellen, die wirklich relevant für das Unternehmen sind, spielt eine entscheidende Rolle.“

Andre Schindler, NinjaOne

Ein automatisierter und einheitlicher Ansatz spart wichtige Ressourcen und Zeit

Unternehmen sollten einen risikobasierten Ansatz für das Patch-Management in Betracht ziehen, um Schwachstellen effektiv und schnell zu beheben. Auch die Priorisierung der Schwachstellen, die wirklich relevant für das Unternehmen sind, spielt eine entscheidende Rolle.

Dazu benötigen sie eine Lösung, die das Schwachstellen- und Patch-Management sowohl vereinheitlicht als auch automatisiert. Mit einer solchen Lösung lassen sich Schwachstellendaten über einen integrierten und automatisierten Schwachstellenscanner importieren. IT-Teams können den Import von Schwachstellendaten automatisieren und erhalten so kontinuierliche Transparenz über Schwachstellen. Auf diese Weise können sie die erfolgreiche Anwendung von Patches priorisieren und überprüfen und somit Risiken reduzieren. Dieser risikobasierte Ansatz reduziert die Gefährdung durch schwerwiegende Sicherheitsbedrohungen und gewährleistet schnellere Reaktionszeiten auf Bedrohungen durch bestehende Schwachstellen.

Darüber hinaus wird dieser Ansatz durch die Nutzung von KI-gesteuerter Patch-Bewertung zur Priorisierung der wichtigsten Aufgaben noch weiter verbessert, was zu einer datengestützten Patch-Verwaltung, intelligenteren Patch-Workflows und insgesamt besseren Entscheidungen führt.

Die Lösungen arbeiten Hand in Hand

IT-Abteilungen und Managed Service Provider (MSP) nutzen Patch-Management und Schwachstellenmanagement, um Endpunkte vor Cyberangriffen zu schützen. Obwohl sie Ähnlichkeiten aufweisen, handelt es sich um zwei unterschiedliche Prozesse. Die Vernachlässigung einer der beiden macht Unternehmen anfälliger für Cyberbedrohungen. Deshalb sollten IT-Abteilungen immer beide Prozesse gleichermaßen implementieren. Noch besser ist es, wenn beide Prozesse Hand in Hand arbeiten. Mit Endpunktmanagement-Lösungen, die Tools für das Schwachstellen- und Patch-Management in einer einheitlichen Konsole bieten, können IT-Teams kritische Patches deutlich schneller identifizieren, priorisieren und bereitstellen und gleichzeitig einen umfassenden Überblick über ihre Sicherheitslage behalten.

Über den Autor:
Andre Schindler ist General Manager, EMEA und Senior Vice President of Global Sales bei NinjaOne.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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