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BizDevOps: mehr Wertschöpfung durch Business-Integration

BizDevOps ist ein Ansatz für die Softwareentwicklung, der die Zusammenarbeit von Entwicklern, Geschäftsexperten und Vertriebsteams fördert. Doch wie setzt man BizDevOps um?

Der Begriff DevOps prägt seit Jahren die Debatte, in welche Richtung sich die Softwareentwicklung entwickeln wird. Allerdings stellt dieser Ansatz noch nicht das Ende des Fortschritts in diesem Bereich dar.

Zwar trägt laut McKinsey die Einführung von DevOps und die Beschleunigung der Entwicklung zu einer transformativen Unternehmensleistung bei. Dies ermöglicht eine bis zu fünffach gesteigerte CAGR (Compound Annual Growth Rate, zu Deutsch, jährliche Wachstumsrate), 20 Prozent höhere Betriebsmargen und 60 Prozent höhere Aktionärsrenditen.

Allerdings kann BizDevOps diesen Effekt noch verstärken, indem die Anwendungsentwicklung und -bereitstellung auf die geschäftlichen Interessen und die Bedürfnisse der Kunden abstimmt werden.

Was ist BizDevOps?

Diese Frag lässt sich am besten mit einem Beispiel beantworten: Waren Häuser früher mit getrennten Räumen für Wohnen, Essen und Kochen konzipiert, werden diese nun offener geplant. Räume werden also kombiniert, um den Bedürfnissen von Familien gerecht zu werden und gleichzeitig die verfügbare Fläche optimal zu nutzen.

In ähnlicher Weise konzentrieren sich Unternehmen darauf, wie wichtig es ist, Silos aufzubrechen und Teams zu integrieren, um geschäftlichen Erfolg zu erzielen. Gleichzeitig sollen die Datenschutzbestimmungen eingehalten und Risiken für die Datensicherheit und die Geschäftskontinuität minimiert werden. Teams, die früher durch Organisationsstrukturen, Budgets und Mandate getrennt waren, werden so in der neuen Kultur von BizDevOps zusammengeführt, um sicherzustellen, dass Softwareentwicklung und -bereitstellung mit den Unternehmenszielen übereinstimmen.

BizDevOps ist folglich ein Ansatz für die Softwareentwicklung, der die Zusammenarbeit von Entwicklern, Business-Experten und Vertriebsteams fördert. Dies entspricht in der Analogie dem offenen Konzept moderner Häuser. Indem die Barrieren zwischen Unternehmen, IT und Entwicklung abgebaut werden, kann das Unternehmen schneller Software entwickeln, besser auf die Anforderungen der Stakeholder reagieren und letztlich den Umsatz steigern.

Was unterscheidet BizDevOps von DevOps?

DevOps umfasst die kulturellen und prozessualen Veränderungen, die von IT- und Anwendungsentwicklungsteams vorgenommen werden, um die Zusammenarbeit zu verbessern und den Softwareentwicklungszyklus (Software Development Lifecycle, SDLC) zu beschleunigen.

Durch den Einsatz von Automatisierungs-Tools und schnellen, kontinuierlichen Release-Zyklen können die Teams kleinere Änderungen häufiger in die bereits im produktiven Einsatz befindliche Software einbeziehen und die Auswirkungen auf das Geschäft minimieren, die bei den traditionellen Prozess-Releases nach dem Wasserfallprinzip die Regel waren. Es handelt sich im Wesentlichen um eine Organisationsphilosophie, die die agilen Prinzipien optimiert und durch eine Vielzahl von Tools unterstützt wird. Sie unterstützen dabei die verschiedenen Schritte des Entwicklungsprozesses.

Mit dem Zusatz Biz zu DevOps wird der Beitrag eines weiteren Partners anerkannt – der Business-Teams und ihres Verständnisses davon, was die Anwendung leisten sollte, um die Anforderungen der Stakeholder zu erfüllen. Dieser wichtige Zusatz stellt sicher, dass das Unternehmen reale Probleme löst und keine Software entwickelt, die nicht mit den Geschäftsprozessen übereinstimmt – oder schlimmer noch, Lösungen für Probleme schafft, die gar nicht existieren.

Was braucht es für ein erfolgreiches BizDevOps?

Viele der Konzepte, Prozesse und Tools, die für DevOps genutzt werden, sind auch für BizDevOps relevant und notwendig, wobei das Unternehmen mit einbezogen wird.

Eine der größten Herausforderungen bei der Umstellung auf BizDevOps ist die Entwicklung einer gemeinsamen Terminologie und eines gemeinsamen Verständnisses zwischen den Teams. Geschäftsinteressenten können zwar die gewünschten Prozesse und idealen Ergebnisse beschreiben, sie können diese aber nicht in Softwareanforderungen übersetzen – und sollten dies auch nicht tun müssen. Ebenso sind die Entwickler möglicherweise nicht in der Lage, ihren Ansatz zu vermitteln, ohne technische Begriffe zu verwenden. Geschäftsprozessmodellierung und Metadatenmanagement können diese Kluft überbrücken.

Modellierung von Geschäftsprozessen

Nach einer Definition von Gartner „verbindet die Geschäftsprozessmodellierung die Geschäftsstrategie mit der Entwicklung von IT-Systemen, um den Geschäftswert sicherzustellen.“ Im Kontext von BizDevOps beschreibt ein Geschäftsprozessmodellierungs-Tool detailliert die Aufgaben, Verantwortlichen und Informationselemente, die an Prozessen beteiligt sind, sowie die Interaktionen, die über Systeme, Verfahren und Organisationshierarchien hinweg auftreten. All diese Informationen werden in einem gemeinsamen, zentralen Repository gespeichert, sodass Geschäftsprozessexperten, Unternehmensarchitekten, IT-Teams und Entwickler besser verstehen können, wie sich Softwareänderungen und -implementierungen auf das Unternehmen auswirken.

Eine weitere Möglichkeit, wie ein Tool zur Geschäftsprozessmodellierung das Verständnis fördert, ist die Visualisierung der gegenseitigen Abhängigkeiten von Prozessen, Verbindungen und Abläufen. Die Benutzer können erkennen, wie sich Änderungen in einem Bereich auf andere Bereiche auswirken und proaktiv daran arbeiten, die Auswirkungen zu minimieren. Diese Klarheit und die gemeinsamen Bezugspunkte ermöglichen es den BizDevOps-Teams, den SDLC auf die Unternehmensziele abzustimmen.

Metadatenmanagement

Ein weiterer Aspekt der Bildung einer gemeinsamen Sprache zwischen den BizDevOps-Beteiligten dreht sich um Metadaten – oder die Informationen, die das Unternehmen über seine Datenelemente hat. Metadaten können Informationen über die Art der Daten, Speicherort, Verwendung, Vertraulichkeit, Erstellungsdatum und vieles mehr enthalten.

Bei der Zusammenarbeit von Geschäftsinteressenten mit IT- und Entwicklungsabteilungen müssen sie sich auf die Daten beziehen, die von den Anwendungen verwendet und erzeugt werden. Unterschiedliche Annahmen und widersprüchliche Definitionen von Datenelementen würden lediglich Verwirrung stiften.

Tools zum Metadatenmanagement helfen beim Sammeln, Speichern und Verwalten der Daten, die andere Daten beschreiben. Mit diesen Tools lässt sich auch nachverfolgen, wie Datenelemente miteinander in Beziehung stehen und wo sie herkommen. Durch die Zentralisierung von Metadaten in einem Datenkatalog können sowohl geschäftliche als auch technische Benutzer sehen, wie Daten durch ihre Geschäftsprozesse fließen, und sie können diesen Daten vertrauen.

Automatisierung der kontinuierlichen Integration/kontinuierlichen Bereitstellung (CI/CD)

Diese Art von Tools ist für den Erfolg von BizDevOps unerlässlich, da sie den Workflow, also die Pipeline des gesamten Softwareentwicklungs- und -bereitstellungsprozesses automatisieren.

Dies schließt die Erstellung und das Testen der Software, die Vorbereitung der Codebasis und die Bereitstellung des Codes an Zielen wie Containern, virtuellen Maschinen und Cloud-Servern mit ein. Erwartungsgemäß werden durch Automatisierung Fehler reduziert und Best Practices für eine höhere Codequalität durchgesetzt. Die kontinuierliche Fehleranalyse hat zur Folge, dass kleinere Fehler schnell erkannt und behoben werden, bevor sie zu größeren Hürden werden. Zudem sind die Teams auf diese Weise stets über den aktuellen Stand des Codes informiert.

In Bezug auf BizDevOps stellt CI/CD sicher, dass die Software mit den Geschäftsanforderungen übereinstimmt und schnell angepasst werden kann, wenn sich diese Anforderungen ändern. Dies kann durch ein gemeinsames Metadaten-Repository erreicht werden, das die Erfassung von Änderungen aus dem Unternehmen oder der IT-Abteilung ermöglicht und allen Beteiligten in einer für sie verständlichen Form zur Verfügung gestellt wird.

Zusammenarbeit und gemeinsame Verantwortung

Zusammenarbeit ist das Herzstück von erfolgreichem BizDevOps. Und viele Organisationen müssen sich bewusst darum bemühen, alle Beteiligten im Unternehmen in den Prozess einzubeziehen. Selbst wenn DevOps bereits in der Organisation etabliert ist, müssen sich die Verantwortlichen darüber im Klaren sein, dass Business-Anwender die von Entwicklern und Ingenieuren bevorzugten Tools zur Zusammenarbeit möglicherweise nicht beherrschen oder ihre Schwierigkeiten damit haben.

Es kann einiges an Arbeit und Anpassungen erfordern, damit alle Teams während des gesamten Zyklus effektiv kommunizieren können. Hierzu bedarf es Mechanismen, mit denen jeder etwas anfangen kann, zum Beispiel Microsoft Teams. Ein weiterer nötiger Kulturwandel besteht in der geteilten Verantwortung. Dies soll dazu führen, dass Teams sich nicht länger mit Schuldzuweisungen aufhalten und zu einer Form kooperativer Problemlösung und Verantwortlichkeit übergehen.

Überwachung der Anwendungsleistung

BizDevOps wurde erst durch Echtzeit-Analysetechnologien möglich, die einen unmittelbaren Einblick in Metriken zu Anwendungsgeschwindigkeit, Ladezeit, Antwortzeit auf Abfragen und weiterem bieten. Diese Daten helfen den Teams, die Anwendungsleistung aus der Sicht des Kunden zu verstehen und gleichzeitig die Auswirkungen der jüngsten Codeänderungen auf das System zu analysieren.

Die kontinuierliche Feedbackschleife, die durch die Echtzeitüberwachung ermöglicht wird, gestattet den Teams, kleinere und besser handhabbare Anpassungen vorzunehmen, um die Anwendung zu optimieren und das Kundenerlebnis zu maximieren.

Datensicherheit und Compliance

Jedes Unternehmen sollte sich Gedanken über die Cybersicherheit machen und die Einhaltung von Datenschutzbestimmungen berücksichtigen. Kommunikationspannen, mangelnde Transparenz in Bezug auf den Speicherort von Daten und ein lückenhafter Schutz sensibler Daten erhöhen das Risiko eines Verstoßes oder einer Nichteinhaltung.

Tools können bei der Identifizierung und dem Schutz sensibler Daten in verschiedenen Datenspeichern helfen, aber es bedarf immer noch einer teamübergreifenden Koordination, um sicherzustellen, dass die Daten angemessen genutzt und geschützt werden.

Fazit

Sofern ein Unternehmen bestrebt ist, eine BizDevOps-Kultur einzuführen, sollten sich die Verantwortlichen an das eingangs erwähnte Beispiel modernen Wohnens erinnern. Um ein offenes Raumkonzept einzuführen, müssen Wände eingerissen, aber auch unter Umständen unterstützende Strukturen geschaffen werden.

Ales Zeman, Quest Software

„Zusammenarbeit ist das Herzstück von erfolgreichem BizDevOps. Und viele Organisationen müssen sich bewusst darum bemühen, alle Beteiligten im Unternehmen in den Prozess einzubeziehen.“

Ales Zeman, Quest Software

Teams mit unterschiedlichem Fachvokabular – um im Bild zu bleiben, der Hausbesitzer, der Bauunternehmer und die Handwerker – müssen effektiv kommunizieren, um sicherzustellen, dass die endgültige Struktur den funktionalen Bedürfnissen der Bewohner entspricht und für den Bauherrn rentabel ist. Ganz wie beim Hausbau machen auch bei BizDevOps die richtigen Werkzeuge den Unterschied aus.

Über den Autor:
Ales Zeman arbeitet seit über 20 Jahren bei Quest Software. Im Unternehmen leitet er für den Geschäftsbereich Information Management die Abteilung Sales Engineering & Professional Services in Europa, dem Nahen Osten und Afrika. In seiner Position ist er verantwortlich für Lösungen rund um das Applikations- und Datenbank-Performance-Management. Er hat einen Masterabschluss in Informatik und blickt auf fast 30 Jahre Berufserfahrung im IT-Bereich zurück.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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