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Open-Source-Netzwerksoftware reift, braucht aber Nutzungsanreize

Zahlreiche Organisationen tragen heute bereits zur Entwicklung von Open Source Networking bei, doch oft arbeiten sie an denselben oder sich überlappenden Projekten.

Wie IT-Applikationen hergestellt und gewartet werden, hat sich durch die verbreitete Nutzung von Open Source stark verändert, wo große Gemeinschaften zur Erstellung des Codes beitragen. Open-Source-Netzwerksoftware für Netzwerkapplikationen erreicht in dem Umfang die Einsatzreife, in dem die Industrie ihre innovativen Ideen an die spezifischen Anforderungen des Netzwerk- und Telekommunikationsbetriebs anpasst.

Zunehmend verwenden IT-Spezialisten Open-Source-Software als integrierten Teil bei der Entwicklung neuer Anwendungen. Viele Organisationen haben erkannt, welche Vorteile Open Source bietet: fortschrittliches Design, mehr Flexibilität und geringere Kosten. Open-Source-Code ist im Allgemeinen kostenlos erhältlich, aber die meisten Organisationen berichten, dass Support und Wartung unbedingt notwendig sind – entweder über interne Ressourcen oder indem beides extern eingekauft wird.

Die Vorteile von Open Source für Netzwerkanwendungen

Im Gegensatz zu traditionellen, gerätebasierten Netzwerken mit ihrer integrierten Hard- und Software befindet sich die softwarebasierende Vernetzung noch in den Anfangsstadien der Marktentwicklung. Der Netzwerkmarkt kann deshalb von den Erfahrungen profitieren, die die IT-Industrie bereits in Bezug auf Beiträge der Entwickler-Community, beschleunigte Innovation und reduzierte Kosten gesammelt hat.

Viele IT-Organisationen wissen bereits, dass sie offene, interoperable, softwarebasierende Vernetzung brauchen. In einer softwaredefinierten Welt muss das Netzwerk offen sein, auf Standards basieren, sich programmieren lassen, agil und anpassungsfähig sein. DevOps-Teams sollten Netze, die den spezifischen Anforderungen ihrer individuellen Applikationsumgebungen entsprechen, schnell und einfach entwerfen, installieren und verwalten können.

Der aktuelle Status bei Open-Source-Netzwerksoftware

Die meisten Anbieter von Netzwerktechnik verwenden Open-Source-Netzsoftware, um die Forschungs- und Entwicklungskosten zu senken, das Innovationstempo zu beschleunigen und schneller am Mark zu sein. Viele Netzwerk- und IT-Anbieter, darunter Cisco, Ericsson, Intel, Red Hat, Hewlett Packard Enterprise und Huawei, haben Software zu den Open-Source-Gemeinschaften über die Standardisierungs-Organisationen beigetragen. Andere Anbieter wie Juniper und Big Switch Networks bieten Open-Source-Versionen ihrer Netzwerksoftware an. AT&T stellt einen großen Teil seines Management- und Orchestrierungscodes als Open Source zur Verfügung.

Dass Endanwender bei Unternehmen und Serviceprovidern Open-Source-Software für Netzwerkanwendungen verwenden können, hat jedoch seine Grenzen. Von den Endanwendern haben nur die großen Hyperscaler wie Google, Microsoft und Facebook in breitem Umfang Open-Source-Netzwerksoftware bereitgestellt.

Organisationen, die Open Source voranbringen

Zahlreiche Organisationen unterstützen unterschiedliche Aspekte der Open-Source-Entwicklung von Netzwerksoftware und den damit befassten Communities. Dazu gehören die Open Networking Foundation, Central Office Re-architected as a Datacenter, Open Compute Project, OpenStack, die Open Networking user Group (ONUG) und andere mehr. Die Herausforderung vieler dieser Organisationen liegt darin, dass sie sich mit den gleichen oder überlappenden Projekten für Netzwerksoftware beschäftigen. Die Organisationen, die solche Projekte starten, sind sich oft nicht sicher, welche Gemeinschaft oder welche Standards langfristig die größte Anziehungskraft entfalten.

Herausforderungen bei der Nutzung von Open-Source-Netzwerksoftware

Es gibt technische, politische, kulturelle und ökonomische Herausforderungen, die den Einstieg in Open-Source-Netzwerksoftware behindern. Auf der technischen Seite muss die Gemeinschaft der Entwickler den IT-Code an die strikten Interoperabilitäts- und Leistungsanforderungen der Hochgeschwindigkeitsvernetzung anpassen. Politisch betrachtet, müssen sich Standardisierungs-Organisationen, führende Hersteller und große Abnehmer auf gemeinsame technische Rahmenwerke und Architekturen für die Softwarevernetzung einigen. Kulturell betrachtet, müssen Netzwerkingenieure sich eine neue Haltung zulegen und neue Fähigkeiten erlernen, um in softwaregetriebenen Umgebungen zu arbeiten, die sich rasant verändern.

Ökonomische Aspekte stellen die vielleicht größte Herausforderung dar. Die Netzwerk- und Telekommunikationsinfrastrukturbranche setzt jährlich etwa 200 Milliarden Dollar um. Aber die Open-Source-Gemeinschaft muss den großen Herstellern und Anwendern erst noch ausreichende geschäftliche Anreize bieten, um in großem Umfang zu Open Source beizutragen. Große Hersteller von Netzwerkequipment stehen Softwaregeschäftsmodellen skeptisch gegenüber. Die großen Kommunikations-Serviceprovider bauen ihre Netzwerke, um darüber differenzierte Services auszuliefern. Auch sie haben noch nicht sehr viel zu Open-Source-Communities beigetragen.

Die IT-Industrie wurde bereits signifikant durch die schnelle Ausbreitung von Open Source Software wie Linux und OpenStack beeinflusst. Der Netzwerk- und Telekommunikationsindustrie stehen nun viele Open-Source-Optionen zur Verfügung, die sämtlich auf Standard-Hardwareplattformen wie Intel x86, ARM und Broadcom-Switches laufen. Während des Open Networking Summit 2018 waren die Veranstaltungen von ONUG, OpenStack und RedHat voll mit Anwendungsbeispielen für Open Software Networking. Die Herausforderung für die Netzwerk- und Telekommunikationsindustrie liegt darin, eine kritische Menge von Standards, Architekturen und damit zusammenhängenden Erfahrungen zu sammeln, so dass ein Open-Source-basierendes Netzwerkdesign sich auf breiter Fläche durchsetzen kann. Die Industrie muss zudem ökonomische Anreize für große Hersteller und Käufer entwickeln, die sie dazu motivieren, mehr zum Open Source Networking beizutragen.

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