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Mit ILM das Potenzial von Plattformteams freisetzen
Die Arbeit von Cloud-Plattfomteams endet nicht, wenn Anwendungen live gehen. Die Sicherheit der Systeme muss kontinuierlich überwacht werden, über den gesamten Lebenszyklus.
Die Optimierung der Infrastruktur ist nicht länger optional, sondern zwingend erforderlich. Unabhängig davon, ob es sich um neue KI-Projekte oder um die lang ersehnten Migrationen bestehender Arbeitslasten handelt– die Nachfrage nach Cloud-Ressourcen steigt kontinuierlich. Führungskräfte sind daher gefordert, eine effiziente Nutzung dieser Ressourcen sicherzustellen und Verschwendung zu vermeiden.
In Deutschland, wo Unternehmen traditionell großen Wert auf Datenschutz und Sicherheit legen, ist die Einführung und Optimierung von Cloud-Technologien mit besonderen Herausforderungen verbunden. Laut einer Studie des Bitkom aus dem Jahr 2023 setzen zwar 89 Prozent der Unternehmen auf Cloud-Lösungen, jedoch gibt es große Unterschiede in der Cloud-Reife.
Um einen einheitlichen Ansatz für das Cloud-Management in den IT-Umgebungen eines Unternehmens sicherzustellen, sind Plattfomteams von entscheidender Bedeutung. Sie tragen dazu bei, die Kosten unter Kontrolle zu halten und die wachsende Cloud-Präsenz abzusichern. Obwohl 67 Prozent der Unternehmen mit Cloud-Erfahrung eine solche zentrale Kontrollinstanz eingeführt haben, befinden sich 42 Prozent der Unternehmen laut einer Umfrage erst am Anfang des Weges, ein eigenes Plattform-Team aufzubauen und zu stärken.
Während diese zentralen IT-Teams ihre Arbeit aufnehmen, haben viele jedoch Schwierigkeiten, die standardisierten Prozesse zu implementieren, die erforderlich sind, um die Entwicklung sicher und kosteneffizient zu beschleunigen. Fachkräfte sind weiterhin mit manuellen Aufgaben überlastet, die sich eigentlich sehr gut automatisieren lassen. Anstatt die Cloud-Landschaft zu optimieren, sind Plattformteams entsprechend mit der Komplexität ihrer Infrastruktur überfordert. Gleichzeitig müssen sich Entwickler immer noch mit zu vielen Details befassen, obwohl sie sich auf die Entwicklung neuer Anwendungen
Dies sind die sogenannten Day2-Herausforderungen für Plattfomteams. Die Überwindung dieser Hürden ist jedoch entscheidend für die Cloud-Reife. Der Schlüssel liegt in der Erkenntnis, dass die Arbeit für das Plattform-Team nicht endet, wenn die Anwendungen live gehen. Sowohl die Infrastruktur als auch die Sicherheit des Systems müssen während des gesamten Lebenszyklus kontinuierlich überwacht und aktualisiert werden – sei es, um einen Fehler zu beheben, eine neue Funktion hinzuzufügen oder eine Autorisierung zu entfernen.
Mit einem Ansatz für das Infrastructure Lifecycle Management (ILM) können Plattfomteams über den reinen Entwicklungsprozess hinausgehen und stattdessen den gesamten Prozess von der Entwicklung über die Bereitstellung bis hin zur Verwaltung aktiv steuern. Durch den Einsatz moderner IT-Lösungen, die Standardisierung und Automatisierung unterstützen, ermöglichen sie eine robuste, sichere und effiziente Infrastruktur, die den Anforderungen des Unternehmens gerecht wird.
Herausforderungen für Plattformteams
Nahezu jedes Unternehmen hat Schwierigkeiten, Cloud-Spezialisten zu finden und im Unternehmen zu halten. Laut Bitkom fehlten in Deutschland bereits 2023 über 149.000 IT-Spezialisten – Tendenz steigend. Obwohl die Ausgaben für die Infrastruktur stetig steigen, stehen Plattformteams vor der Herausforderung, mit immer knapperen personellen und technologischen Ressourcen effizienter zu arbeiten.
Leider führt das anfängliche Chaos beim Aufbau eines Plattformteams häufig dazu, dass die so dringend benötigten Talente das Unternehmen wieder verlassen: Unstrukturierte Tools, ineffiziente Prozesse und mangelnde Unterstützung durch das Management führen dazu, dass die meisten Mitarbeiter überlastet und die Teams unterbesetzt sind.
Technologie kann das notwendige Cloud- und Sicherheits-Know-how nicht ersetzen. Aber mit ILM können Unternehmen ihre vorhandenen Talente dabei unterstützen, viele dieser anfänglichen Hürden beim Aufbau und der Skalierung eines Plattformteams besser zu meistern:
Fehlende standardisierte Prozesse: Plattformteams stehen häufig vor der Aufgabe, gängige Entwicklungsmuster in Vorlagen zu integrieren, auf die Entwickler zugreifen können, um schnellere Bereitstellungszyklen zu ermöglichen. Mit einem konsistenten Satz zugrunde liegender Instanzen können Unternehmen ihre Infrastrukturausgaben besser vorhersagen und kontrollieren. Zudem können Sicherheitsexperten sensible Unternehmensdaten strenger kontrollieren, um Risiken zu minimieren.
Manuelle Fehler: Durch die schnelle Bereitstellung von Ressourcen in Cloud-Umgebungen unterlaufen Menschen manuelle Fehler, die sowohl die Effizienz als auch die Sicherheit der Cloud gefährden. Dazu gehören beispielsweise improvisierte Automatisierungsansätze, bei denen Lösungen gewählt werden, die nur kurzfristig funktionieren. Ein weiteres Beispiel ist der Einsatz von Skripten mit eingeschränkter Skalierbarkeit. Mit standardisierten und wiederverwendbaren Vorlagen im ILM Bereich können Plattformteams Fehlkonfigurationen vermeiden, die zu kostspieligen Ausfällen oder Sicherheitsproblemen führen könnten.
Probleme bei der Skalierbarkeit: Die Aktivität von Anwendungen kann stark schwanken. Plötzliche Spitzenbelastungen können die Kapazität der zugrunde liegenden Infrastruktur überfordern. Mit einer wachsenden Zahl von Systemen, die überwacht werden müssen, fällt es Plattformteams zunehmend schwerer, sicherzustellen, dass jedes System über die erforderliche Cloud-Unterstützung verfügt. Mithilfe von ILM können Plattfomteams jedoch Auto-Scaling – also eine automatische Skalierung– implementieren, um sicherzustellen, dass bei steigender Aktivität die notwendigen Ressourcen bereitgestellt werden. Dies trägt dazu bei, Verluste zu vermeiden, die entstehen können, wenn kritische Systeme in Zeiten hoher Nachfrage nicht verfügbar sind.
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„Technologie kann das notwendige Cloud- und Sicherheits-Know-how nicht ersetzen. Aber mit ILM können Unternehmen ihre vorhandenen Talente dabei unterstützen, viele der anfänglichen Hürden beim Aufbau und der Skalierung eines Plattformteams besser zu meistern.“
Kerim Satirli, HashiCorp
Kostenüberschreitungen: Ein häufiges Problem sind versehentlich über das Wochenende aktiv gelassene Entwicklungsumgebungen oder Systeme, die noch Wochen nach dem Ausscheiden eines Mitarbeiters weiterlaufen. Es gibt zahlreiche Beispiele, wie Unternehmen unbeabsichtigt Cloud-Ressourcen verschwenden, die zu unnötig hohen Rechnungen führen. Um dies von vornherein zu vermeiden, können Teams mithilfe von ILM End-of-Life-Daten (EOL) für temporäre Ressourcen festlegen, sodass diese automatisch außer Betrieb genommen werden. Dies spart Unternehmen sowohl Zeit als auch Geld. Durch kontinuierliches Scannen der gesamten Cloud-Umgebung kann ILM solche Fälle zudem schneller erkennen und beheben.
Sicherheitslücken: Angesichts der Vielzahl an Anwendungen und um nicht mit Zugriffsanfragen überflutet zu werden, gewähren Unternehmen ihren Mitarbeitern häufig weitreichende Berechtigungen innerhalb der gesamten IT-Infrastruktur. Dadurch entstehen jedoch zahlreiche Schwachstellen und Angriffspunkte, die Plattfomteams nur schwer effektiv schützen können. Mit ILM können jedoch strengere Schutzmaßnahmen eingeführt werden, sodass Mitarbeiter nur auf die Systeme und Datensätze zugreifen können, die sie auch tatsächlich für ihre Arbeit benötigen.
Herausforderungen hinsichtlich Observability: Die Abstimmung von Leistung und Kosten erfordert eine umfassende Sichtbarkeit über alle Cloud-Umgebungen hinweg. Aktuell kämpfen Plattfomteams jedoch damit, Informationen, wie die Anzahl der genutzten Kerne und deren Eignung für die entsprechenden Anwendungen, zu ermitteln. Häufig überschätzen Unternehmen den Ressourcenbedarf für die Ausführung von Workloads, was zu Überkapazitäten führt. ILM unterstützt Plattfomteams dabei, diese Instanzen richtig zu dimensionieren.
Fazit
Plattformteams sind die Architekten der modernen IT-Landschaft und können mit ILM das volle Potenzial der Cloud ausschöpfen. Durch die Automatisierung manueller Prozesse und die Schaffung einer einheitlichen Plattform schaffen sie Freiraum für Entwickler, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: die Entwicklung innovativer Anwendungen. ILM ist mehr als nur eine Technologie – es ist ein strategischer Ansatz, der Unternehmen hilft, ihre Cloud-Investitionen zu maximieren und gleichzeitig die Datensicherheit zu gewährleisten. Die Vorteile sind vielfältig: schnellere Markteinführungen, verbesserte Kostentransparenz und höhere Mitarbeiterzufriedenheit. ILM trägt wesentlich dazu bei, die Herausforderungen der digitalen Transformation zu meistern und die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.
Über den Autor:
Kerim Satirli ist Senior Developer Advocat bei HashiCorp. In dieser Rolle coacht er Betreiber und Entwickler im Bereich nachhaltige Infrastruktur und Orchestrierungs-Workflows. Vor seiner Tätigkeit für HashiCorp arbeitete Kerim Satirli für das industrielle IoT am Amsterdamer Flughafen und unterstützte Museen dabei, einen größeren Teil ihrer Sammlungen online zu präsentieren.
Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.